Teile diesen Beitrag "Die wichtigsten Hafenmanöver für Charterer"
Der Tag auf dem Wasser neigt sich dem Ende, die Crew freut sich auf gute Küche im Restaurant, nun müssen wir nur noch römisch katholisch anlegen. Doch an welcher Stelle werfen wir denn jetzt den Buganker? — Die Segelsaison im Mittelmeer hat gerade begonnen und deshalb beleuchten wir hier nochmal die wichtigsten Hafenmanöver, damit Sie gut auf Ihren nächsten Törn vorbereitet sind.
Selbstverständlich hat jedes Revier unterschiedliche Gegebenheiten und damit Anforderungen an uns Chartersegler. Darüber hinaus kommen mittlerweile auch die Yachten selbst mit höchst unterschiedlichen Eigenschaften daher, die ganz eigene Anforderungen an die Manöver stellen. Auch wenn daher Hinweise zu den Hafenmanövern etwas im Allgemeinen bleiben müssen, lohnt es sich auf jeden Fall, zum Saisonbeginn die wesentlichen Abläufe beim An- und Ablegen einer Yacht noch einmal näher zu betrachten.
Vorbereitung der Crew
Am wichtigsten ist natürlich die gründliche Vorbereitung der Crew auf das Manöver. Sprechen Sie jeden einzelnen Schritt in Ruhe durch, damit jedes Crewmitglied versteht, was passieren wird und was von ihr oder ihm erwartet wird. An dieser Stelle passt auch besonders gut der Hinweis, dass alle Crewmitglieder auch auf sich selbst aufpassen müssen. Also z.B. keine Versuche unternommen werden sollten, die Hafenmanöver durch Abhalten mit Händen oder Füssen zu unterstützen. Die meisten Yachtcharter Crews starten in den kommenden Wochen im Mittelmeer. Daher wollten wir uns bei den Manövern auf diejenigen konzentrieren, die üblicherweise in den Yachtcharter Destinationen des Mittelmeeres notwendig sind:
Ablegen vom Liegeplatz mit Muringleine und zwei Achterleinen
Eigentlich ganz einfach. Vorwärtsgang einkuppeln, Muringleine loswerfen und warten bis diese auf den Grund abgesunken ist, damit sie beim Losfahren nicht im Propeller landen kann. Dann die Lee-Achterleine loswerfen. Nun ist die Yacht nur noch mit der Luv-Achterleine an der Pier befestigt. Solange die Leinenverbindung steht, kann die Yacht in diese eindampfen und mit dem Ruder die Position und Drehung genau kontrollieren. Zuletzt die Luv-Achterleine loswerfen. Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Achterleine sauber auf Slip liegt und nicht an der Pier blockieren kann wenn sie eingeholt wird.
Bei Yachten mit Doppelruderanlage funktioniert das Eindampfen in die Luv-Achterleine übrigens nicht, da der Schraubenstrom nicht durch ein zentral aufgehängtes Ruderblatt in Drehbewegung umgesetzt werden kann. Das vom Propeller nach hinten gedrückte Wasser strömt zwischen den beiden Ruderblättern hindurch und verursacht bei der Yacht nur einen Impuls nach vorn, der jedoch nicht nach Backbord oder Steuerbord umgelenkt werden kann. Statt mit der Luv-Achterleine kontrolliert man eine Yacht mit Doppelruder mit Hilfe beider Achterleinen, die bis zum Schluss auf Slip liegen und mitgefiert werden. Soll die Yacht z.B. nach Backbord drehen, gibt man etwas mehr Lose auf die Steuerbord-Achterleine und umgekehrt.
Anlegen mit dem Heck zur Pier mit Muringleine und zwei Achterleinen
Sie benötigen Fender an der Backbord- und Steuerbordseite und mindestens einen Kugelfender am Heck. Darüber hinaus sind die Achterleinen klar zu legen, und zwar so, dass sie beim Festmachen nicht über sondern unter der Heckreling verlaufen. Die Reling würde andernfalls nämlich schweren Schaden nehmen wenn die Festmacher Last aufnehmen. Weiter sind ein Bootshaken und Arbeitshandschuhe (zum Anfassen der Muringleine) hilfreich. Sofern die Crewstärke dies erlaubt, stellen Sie zwei Personen an die Achterleinen und eine Person mit einem Bootshaken und den Arbeitshandschuhen ausgerüstet bereit, um die Muringleine zu greifen und zu belegen.
Vorab gleich ein Tipp: Fahren Sie in enge Gassen zwischen den Liegeplätzen rückwärts ein. Aus der Rückwärtsfahrt können Sie nämlich zum einen im Idealfall direkt rückwärts in den Liegeplatz einfahren und müssen nicht mehr von Voraus- auf Rückwärtsfahrt wechseln. Besonders günstig ist es natürlich, wenn der Liegeplatz auf derjenigen Seite an der Gasse liegt, zu der der Radeffekt Ihr Heck zieht. Dann unterstützt Sie der Radeffekt bei der Drehung des Hecks in Richtung Ihres Liegeplatzes. Liegt der Liegeplatz ungünstigerweise auf der anderen Seite der Gasse, sollten Sie bemüht sein, die Rückwärtsfahrt im Schiff zu halten, damit das Ruder kontinuierlich angeströmt wird. Denn wenn Sie zwischendurch aufstoppen müssen, zieht der Radeffekt Ihr Heck weit aus der gewünschten Kurslinie auf den Liegeplatz heraus.
Rückwärtsfahrt durch die Gasse ist zum anderen auch deswegen empfehlenswert, weil Sie sich während der Fahrt bereits mit den Rückwärts-Fahreigenschaften Ihrer Yacht vertraut machen können. Darüber hinaus können Sie leicht mit Vorwärtsfahrt aus der Gasse wieder herausgelangen, falls etwas Unerwartetes passieren sollte. Wenn Sie eine Yacht mit einer einfachen Ruderanlage fahren, brauchen Sie beim Wechsel vom Rückwärts- auf die Vorwärtsfahrt noch nicht einmal Rücksicht auf den Radeffekt zu nehmen, da Ihnen der Schraubenstrom im Vorwärtsgang sofortigen Rudergriff gibt.
Gehen wir also davon aus, dass Sie Ihre Crew gut über den zu erwartenden Ablauf des Manövers informiert haben und alle auf ihren Positionen bereit stehen. Nun fahren Sie rückwärts durch die Gasse zwischen den Liegeplätzen und Ihr freier Liegeplatz kommt in Sicht. Sobald Sie mit Ihrem Heck die Mitte des Liegeplatzes vor Ihrem anvisierten Platz erreicht haben, legen Sie das Ruder und steuern Ihre Yacht rückwärts in die Lücke hinein. In diesem Augenblick sollten Sie auch auskuppeln. Fahren Sie lieber langsam als zu schnell! Der Restschwung sollte reichen, um die Yacht bis zum Liegeplatz zu bringen. Kurz (etwa 1-2 Meter) vor der Pier aufstoppen. Sie sollten es vermeiden, vorher die Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Denn wenn die Yacht zu früh zum Stehen kommt, müssten Sie erneut rückwärts Fahrt aufnehmen um den Rest der Strecke zur Pier zurück zu legen. Dabei könnte Ihnen der Radeffekt das Manöver verderben, indem er Ihr Heck seitlich versetzt. Sobald Sie nun mit Ihrem Heck nahe genug an der Pier sind, wird die Luv-Achterleine an Land gebracht und fest gemacht. Wenn diese Leinenverbindung steht können Sie in den Vorwärtsgang wechseln und in die Luv-Achterleine eindampfen. Auch hier kann der auf das Ruderblatt wirkende Schraubenstrom dabei helfen, die Yacht mit Hilfe des Steuerrades genau auf der gewünschten Stelle zu halten. Das Eindampfen in die Luv-Achterleine gibt Ihnen die Zeit, in aller Ruhe die Sorgleine der Muring mit dem Bootshaken aufzupicken und die Muring an der Bugklampe zu belegen, sowie die Lee-Achterleine auszubringen. Sind alle drei Leinenverbindungen gelegt, können Sie an der Maschine vom Vorwärts- wieder in den Rückwärtsgang wechseln und dadurch die Muring so lange strecken bis Sie mit Ihrem Heck nahe genug an der Pier liegen, um die Gangway auszulegen. Ist die Länge der Muringleine nicht ausreichend, müssen vielleicht noch ein oder zwei Meter mehr gesteckt werden. Während Sie sich auf diese Weise mit dem Heck nach und nach der Pier nähern, ist die Lose aus den Achterleinen zu holen, damit das Heck der Yacht nicht nach Lee vertreiben kann.
Bei einer Yacht mit einer Doppelruderanlage reicht es übrigens nicht aus, in die Luv-Achterleine einzudampfen. Hier müssen beide Achterleinen ausgebracht sein, um die Yacht durch eindampfen auf der Stelle zu halten. Auch korrigieren Sie in dieser Situation die Position der Yacht nicht durch Ruderlage, da das Ruder ja nicht von der Schraube angeströmt wird, sondern durch die jeweils eingestellte Länge der Achterleinen.
Drehen auf engstem Raum
Auch wenn wir sehr vorausschauend durch die Marina fahren, kann es uns dennoch passieren, dass wir unsere Yacht einmal auf engstem Raum drehen müssen. Das Manöver ist nicht schwierig, bedarf aber der Information, wohin unser Heck im Rückwärtsgang durch den Radeffekt versetzt wird. Am besten finden wir dies bereits beim Eincheck an der Charterbasis heraus. Gehen wir einmal davon aus, dass der Radeffekt unser Heck im Rückwärtsgang nach Steuerbord versetzt, dann führt uns der kleinste Manöverkreis, den wir mit unserer Yacht fahren können über Backbord. Um die Drehung auf engstem Raum aus dem Stillstand oder aus sehr langsamer Fahrt einzuleiten, legt der Rudergänger daher zunächst das Ruder hart Backbord und gibt einen kurzen Schub mit der Maschine im Vorwärtsgang. Der Schraubenstrom sorgt dafür, dass das Ruder sofort angeströmt wird und drückt den Bug nach Backbord, noch bevor die Yacht viel Fahrt voraus aufnehmen kann. Nun geht der Rudergänger in den Rückwärtsgang, während das Ruder hart Backbord liegen bleiben kann. Dabei bitte daran denken, den Schalthebel für einen Moment auf „Neutral“ stehen zu lassen (sog. „Getriebegedenksekunde“) damit das Wendegetriebe keinen Schaden nimmt. Im Rückwärtsgang wirkt sofort der Radeffekt, der das Heck der Yacht ein Stück nach Steuerbord zieht. Anschließend wechselt der Rudergänger („Getriebegedenksekunde“!) wieder vom Rückwärts- in den Vorwärtsgang, bevor die Yacht Fahrt über den Achtersteven aufnehmen kann. Erneut bekommt der Bug der Yacht durch Backbord-Ruder und Schraubenstrom einen Impuls nach Backbord. Dann wieder in den Rückwärtsgang und so weiter, bis die Yacht eine 180° Drehung vollzogen hat. Dabei kann während des ganzen Manövers das Ruder in der hart-Backbord Position verbleiben.
Auch mit Doppelruder-Yachten lässt sich dieses Manöver ausführen. Allerdings entfällt hier die Wirkung des durch den Schraubenstrom im Vorwärtsgang angeströmten Ruders. Im Vorwärtsgang müssen wir tatsächlich etwas Fahrt voraus aufnehmen, damit die Doppelruder Wirkung entfalten können. Im Rückwärtsgang wirkt wieder der Radeffekt, auch ohne Fahrt im Schiff.Römisch katholisch anlegen: Mit Buganker und Heckleinen
Bereiten Sie Ihre Crew und die Yacht für das Anlegemanöver vor: Hafenhandbuch lesen, die Crew über die Verhältnisse am Anlegeplatz und den Ablauf des Manövers informieren, Aufgaben einteilen, Seiten- und Heckfender ausbringen, Heckleinen klarlegen und die Ankerwinsch einschalten. Manchmal fällt während des Manövers die Kommunikation etwas schwer, weil die Ankerkette lautstark durch den Bugbeschlag rappelt. Daher ist es hilfreich, wenn Skipper, Rudergänger und Crewmitglied an der Ankerwinsch Handzeichen vereinbaren um sich miteinander zu verständigen. Wenn Sie wissen, welcher Liegeplatz es werden soll, kann der Anker entsichert und außenbords gehängt werden. Eine der schwierigsten Entscheidungen beim römisch-katholischen Anlegen ist sicher, den Punkt zu bestimmen, an dem der Anker fallen gelassen werden soll. Wie tief ist das Wasser an der Stelle? Wie schnell erreicht der Anker den Grund und wie schnell dann das Crewmitglied am Anker die Kette fieren lassen? Wie viel Kette soll gesteckt werden und wie liegen die Ankergeschirre der Nachbarlieger? Mit diesen Fragen muss sich der Skipper befassen, bevor der Anker zu Wasser geht. Darüber hinaus bestehen mitunter große Schwierigkeiten, die Längen und Distanzen auf dem Wasser zutreffend einzuschätzen. Sie sollten sich daher mit den Vorbereitungen des Manövers genügend Zeit nehmen. Es spricht nichts dagegen, mehrfach über die Stelle zu fahren, an der der Anker fallen soll und sich die Situation genau anzuschauen. So lassen sich die Wassertiefe, der Verlauf der Ankerketten der Nachbarlieger, die Windverhältnisse, die Distanz zur Pier und eventuell auch die Beschaffenheit des Bodens besser einschätzen.
Das Crewmitglied an der Ankerwinsch sollte einige Erfahrung im Umgang mit dem Ankergeschirr haben. Schließlich soll das Grundeisen an genau der Stelle zu Wasser gehen, die Sie dafür vorgesehen haben. Weiter muss sichergestellt sein, dass die Ankerkette schnell und gleichmäßig gefiert wird. Wenn die Kette zu langsam ausläuft, bremst dies die Yacht während des Manövers. Schlimmstenfalls wird die Yacht durch die Kette gestoppt. In solch einem Fall muss das Manöver abgebrochen werden, denn die Rückwärtsfahrt kann wegen des Radeffektes, der die Yacht seitwärts versetzt, nicht einfach wieder aufgenommen werden. Andererseits soll die Ankerkette nicht zu schnell ausrauschen, damit sich keine Kettenhäufchen auf dem Grund über dem Ankerschaft bilden, die vertörnen und so verhindern, dass sich der Anker eingräbt.
Um mit dem Manöver zu beginnen, fahren Sie nun an eine Stelle, die weit genug vom Liegeplatz entfernt ist, dass Sie Rückwärtsfahrt aufnehmen können bis das Ruder greift und der Radeffekt das Heck nicht mehr seitlich versetzt. In der langsamen Rückwärtsfahrt überfahren Sie die Stelle, an der Sie den Anker zu Wasser lassen möchten und geben dem Crewmitglied an der Ankerwinsch den Hinweis, dass das Grundeisen nun fallen soll. Mit ausrauschender Ankerkette fahren Sie mit dem Heck voraus auf Ihren Liegeplatz und auf die Pier zu. Wenn Sie sich der Pier zu schnell nähern sollten, vermindern Sie die Fahrt, versuchen Sie aber keinesfalls, die Yacht völlig aufzustoppen. Schließlich zieht Sie Ihre Ankerkette nach vorn, und Sie würden sich sofort wieder von der Pier entfernen, wenn die Yacht nicht mehr von der Maschine achteraus gezogen wird. Vor allem ist aber eine Wiederaufnahme der Rückwärtsfahrt wegen des Radeffektes nicht möglich. Dieser würde Ihre Yacht völlig aus der Kurslinie zum Liegeplatz herausdrehen.
Sobald Sie mit Ihrem Heck der Pier nahe genug gekommen sind, dass ein sicheres Übersteigen oder Übergeben der Leine möglich ist, wird zunächst die Luv-Achterleine an Land gebracht und festgemacht. In diesem Augenblick sollte so viel Ankerkette gesteckt sein, dass die Yacht durch die Kettenspannung nicht wieder von der Pier weggezogen wird. Wenn die Leinenverbindung zum Land steht, können Sie mit der Maschine in die Vorausfahrt gehen und in die Luv-Achterleine eindampfen. Nutzen Sie dabei den Schraubenstrom auf Ihr Ruder, um die Yacht genau an der Stelle zu halten an der sie stehen soll, um alle weiteren Handgriffe in Ruhe zu erledigen. Setzen Sie dann die Lee-Achterleine und stellen anschließend beide Achterleinen auf die richtige Länge ein.
Bei einer Yacht mit einer Doppelruderanlage kann man natürlich nicht den Schraubenstrom auf das Ruderblatt zum Eindampfen in die Luv-Achterleine nutzen. Stattdessen müssen bei Yachten dieser Bauart beide Achterleinen gesetzt sein, bevor der Skipper das Yachtheck mit Vorausfahrt auf Distanz von der Pier bringen kann. Auch kann die Position der Yacht in dem Liegeplatz nicht durch Ruderlage verändert werden. Soll die Yacht etwas mehr nach rechts oder links oder in einen anderen Winkel zur Pier gebracht werden, so ist das über die eingestellte Länge der einen oder der anderen Achterleine möglich.
Zu guter Letzt wird noch mit Hilfe der Ankerwinsch die Ankerkette auf Spannung geholt. Dabei muss der Anker natürlich halten. Erst wenn die Yacht sicher zwischen den Achterleinen und der Ankerkette liegt, kann der Motor ausgeschaltet werden.
Längsseits zur Pier anlegen – mit der Schokoladenseite
Obwohl Yachten in den Mittelmeer Destinationen üblicherweise mit dem Heck zur Pier angelegt werden, ist auch das längsseitige Anlegen ein häufig benötigtes Manöver. Oft legt man beispielsweise an den Tankstellen längsseits an oder an einer Wartepier, wenn abzusehen ist, dass die Liegedauer nur kurz sein wird.
Zur Vorbereitung benötigen Sie Fender an der Anlegeseite sowie mindestens eine Vorspring. Vor- und Achterleine, sowie die Achterspring sollten jedoch ebenfalls bereit liegen.
Wie das Manöver zu fahren ist, hängt dabei davon ab, in welche Richtung der Propeller das Heck Ihrer Charteryacht im Rückwärtsgang zieht. Sorgt der Radeffekt beispielsweise dafür, dass das Heck im Rückwärtsgang nach Steuerbord gezogen wird, ist die leichtere „Schokoladen-“ Anlegeseite die Steuerbordseite. In diesem Fall fahren Sie mit einem Winkel von 30° – 40° langsam auf die Pier zu. Wenn der Bug ein bis zwei Meter von der Pier entfernt ist geben Sie leicht backbord-Ruder und gehen in den Rückwärtsgang. Mit dem Rückwärtsgang wird die Yacht gestoppt und gleichzeitig zieht der Radeffekt sie parallel zur Pier. Ist die Fahrt aus dem Schiff, kann ein Crewmitglied auf Höhe der Schiffsmitte auf die Pier übersteigen und die Vorspring ausbringen. In diese kann der Rudergänger dann eindampfen, um die Yacht an Ort und Stelle zu halten. Anschließend können alle weiteren Leinen ausgebracht werden.
Das Eindampfen in die Vorspring funktioniert naturgemäß mit einer Yacht mit Doppelruderanlage nicht. Würde man es dennoch versuchen, würde der Bug der Yacht trotz ablandiger Ruderlage gegen die Pier stoßen. Bei Yachten mit Doppelrudern sind daher statt der Vorspring möglichst schnell die Vor- und Achterleine auszubringen. Anschließen kommen noch Vor- und Achterspring hinzu.
Ablegen durch Eindampfen in die Vorspring
Wenn Sie mit der „Schokoladenseite“ angelegt haben, kann Ihnen der Radeffekt beim Ablegen leider nicht helfen. Daher bietet es sich in dieser Situation an, durch Eindampfen in die Vorspring abzulegen. Fendern Sie dazu Ihren Bug gut aus. Legen Sie den Vorwärtsgang ein und richten die Yacht mit Hilfe der Vorspring, dem Ruder und dem Schraubenstrom aus. Anschließend können Achterspring, Vor- und Achterleine eingeholt werden. Ist das geschehen, können Sie mit auflandig gelegtem Ruder das Heck der Yacht von der Pier wegdrehen. Liegt die Yacht in einem ausreichend großen Winkel zum Pier, so dass der Radeffekt Sie nicht mehr auf die Yacht ziehen kann, die hinter ihnen liegt, legen Sie den Rückwärtsgang ein. Nehmen Sie Fahrt achteraus auf und nehmen Sie die Vorspring an Bord.
Einer Yacht mit einer Doppelruderanlage steht dieses elegante Manöver leider nicht zur Verfügung. Stattdessen entwickeln die beiden Ruderblätter auch bereits bei sehr geringer Vorausfahrt eine hohe Ruderwirkung. Wenn der Radeffekt beim Ablegen nicht helfen kann legt man daher eine Yacht mit einer solchen Ruderanlage durch Absetzen im Vorschiffbereich und vorsichtige Vorausfahrt ab.
Längsseits zur Pier anlegen – mit der „ungünstigen“ Seite
Vorbereitung: Fender an der Anlegeseite und vor allem Fender an der Heckpartie der Yacht. Dazu mindestens eine Vorspring. Vor- und Achterleine und Achterspring sollten jedoch ebenfalls bereit liegen.
Fahren Sie in möglichst flachem Winkel langsam auf die Anlegestelle zu. Sobald der Liegeplatz erreicht ist und die Yacht nur noch einen oder zwei Meter von der Pier entfernt ist, wird das Ruder in ablandige Richtung gelegt. Dadurch kommt das Heck der Pier sehr nahe. Mit dem Rückwärtsgang wird dann aufgestoppt, wobei der Radeffekt das Heck wieder leicht vom Land wegzieht und die Yacht parallel zur Pier ausrichtet. Steht die Yacht, kann ein Crewmitglied die Vorspring ausbringen, in die der Rudergänger eindampfen kann. Im Falle einer Yacht mit Doppelruderanlage sind Vor- und Achterleinen an Land zu bringen. Anschließend können die noch fehlenden Leinenverbindungen hergestellt werden.
Ablegen mit Hilfe des Radeffektes
Wenn der Radeffekt Ihr Heck bei rückwärts drehendem Propeller von der Pier wegzieht, können Sie dies gut für das Ablegemanöver nutzen. Legen Sie dazu den Rückwärtsgang ein und nehmen alle Leinen bis auf die Vorleine an Bord. Die Vorleine muss auf Slip liegen, damit sie von Bord aus bedient werden kann. Nun lassen Sie den Radeffekt die Yacht in einen großen Winkel zur Pier ziehen, nehmen zu guter Letzt die Vorleine an Bord und verlassen mit Rückwärtsfahrt den Liegeplatz.
Dies sind die gängigsten Manöver die man bei der Charter in Urlaubsgebieten benötigt. Es gibt natürlich noch eine große Anzahl weiterer Manöver, Varianten und Kniffe, mit denen wir unsere Charteryacht sicher durch den Hafen bewegen können. Darüber hinaus gelten natürlich für alle Beschreibungen von Manövertechniken, dass nur Übung den Meister machen kann. Da jede Yacht ein wenig anders reagiert und die Anforderungen in jedem Revier ein wenig anders ausfallen, entsteht das beste Zusammenspiel zwischen Crew und Yacht bei den Hafenmanövern in aller Regel nur durch möglichst große Übung.
Vielleicht nehmen Sie sich zu Beginn Ihres nächsten Chartertörns ja einmal die Zeit, die für Sie wichtigen Manöver in aller Ruhe durchzugehen und die wesentlichen Komponenten zu üben (z.B. zielgenaues Rückwärtsfahren bei Querwind, Rückwärtsfahren während eines Ankermanövers, die Yacht längsseits und nah an der Pier zum Stehen bringen, wenn die Pier auf der „ungünstigen“ Seite liegt usw.). Sicher werden Sie feststellen, dass die Beschäftigung mit den Fahreigenschaften Ihrer Charteryacht sehr schnell zu einiger Übung im Umgang mit dem Schiff führt.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß und immer die Handbreit Wasser unter dem Kiel.