Teile diesen Beitrag "Die Toskana – ein reizvolles Segelrevier mit vielen touristischen Attraktionen an Land"
Sie planen einen Segeltörn in Italien und wollen davor oder danach noch einige Tage das Landesinnere erkunden? Hier bietet sich besonders die toskanische Festlandküste an.
Segeln im toskanischen Archipel und um die Insel Elba bei angenehmen Wetter und warmen Meerestemperaturen erfreut sicherlich das Herz eines jeden Yachties. Die Segelsaison läuft von Mitte April bis Mitte Oktober. Im Mai liegen die Wassertemperaturen noch bei 17° Celsius, steigern sich dann aber bis 23° Celsius im September. Die Italiener sind begeisterte Wassersportler und in den Ferienmonaten Juli und August häufig selbst mit ihren eigenen Booten unterwegs. Auch wenn es etliche Marinas und Ankerplätze gibt, so kann es dann in den Häfen schon recht voll werden.
Die Yacht-Charterstützpunkte Castiglioncello, Marina di Scarlino, San Vincenzo, Puntone und Punta Ala sind alle gute Ausgangspunkte für die Erkundung der Region, ihrer faszinierenden Natur und der historischen Städte. Die Charterbasen liegen von Pisa und Florenz zwischen einer und zwei Autostunden entfernt. Pisa und Florenz werden von Deutschland aus mit Linien- und Charterflügen bedient. Mietwagen stehen an den Flughäfen bereit für Ihre Fahrt zur Charterbasis und/oder zur Erkundung des Landesinneren. In der Toskana sind viele Orte und Sehenswürdigkeiten auch gut mit dem Zug oder per Bus zu erreichen. Einige Segler bevorzugen aber die Anreise mit dem eigenen Auto.
Von Castiglioncello gelangen Sie mit dem Auto oder per Bus und Bahn relativ schnell zu den klassischen italienischen Badeorten Viareggio und Forte dei Marmi und in die historischen Städte Pisa, Lucca und Florenz. Viareggio beeindruckt mit seiner langen Strandpromenade und der imposanten Bäderarchitektur im Jugendstil. Wer sich für große Segelyachten interessiert, kann hier mit Chance am Südende der Promenade im Hafen an der Via Michele Coppino klassisch elegante Maxi-Yachten von 50 Metern und mehr und meist mit dunkelblauem Rumpf der Nobelwerft Perini Navi bewundern. Perini Navi war auch Werft für die 88 Meter lange Maltese Falcon mit ihrem charakteristischen Dyna-Rigg.
Der Badeort Forte dei Marmi, nördlich von Viareggio, war schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein Treffpunkt der Reichen und Schönen. Der feine Sandstrand ist fünf Kilometer lang und in Bagno eingeteilt. Dies sind private Betriebe, die neben der Vermietung von Strandliegen und Sonnenschirmen, Duschen, Umkleidekabinen und häufig auch Gastronomie anbieten. Bekannte italienische Architekten haben in Forte dei Marmi zwischen den Pinienhainen imposante Villen für Prominente gebaut, die heute teilweise als Hotels genutzt werden. Die ehemalige Villa der Fiat-Familie Agnelli gehört zum Komplex des 5-Sterne-Resorts Augustus Hotel & Resort. Bummeln Sie durch die kleinen Straßen mit ihren vielen Edel-Boutiquen und trinken Sie einen Espresso an der Piazza Garibaldi. Mittwochs findet immer ein großer Markt statt, auf dem man preiswert edle Cashmere-Pullover, Lederwaren, Designerkleidung und -schuhe erwerben kann. Apropos Märkte: Auch die Markthalle in der Hafenstadt Livorno könnte Ihr Interesse wecken. Hier gibt es über 200 Stände mit Fisch, Fleisch, Obst, Gemüsen und anderen Lebensmitteln und auch kleine Essstände.
Wer künstlerisch interessiert ist, besucht Pietrasanta in der Nähe von Forte dei Marmi. Diese pittoreske, mittelalterliche Stadt ist bekannt für die diversen Kunstobjekte und -plastiken in ihren Straßen. Kunstgewerbegeschäfte und kleine Lebensmittelläden, in denen lokale Spezialitäten und der berühmte Lardo di Colonnata verkauft wird, runden das Stadtbild ab. Lardo di Colonnata ist ein fetter Schweinerückenspeck, der in Marmorgefäße gepresst wird und darin monatelang mit Salz und Gewürzen reift. Dünn geschnitten köstlich als Antipasto oder auf einer Pizza. Der Marmor stammt aus der Nähe, aus Carrara in den Apuanischen Alpen, woher auch schon Leonardo da Vinci den Stein für seine Skulpturen bezogen hat. Nicht weit entfernt von Carrara, aber bereits in Ligurien, liegt die Stadt Sarzana. Hier können Sie sich in Melissas kuscheligem Café und Tearoom in der Via Torrione San Francesco 14/16 mit einer guten Tasse Tee an Melissas berühmter Tiramisu-Torte laben.
Nächstes Ziel sind dann Pisa, Lucca und Florenz. Pisa ist bekannt für seinen Schiefen Turm. Lucca, eine Stadt etruskisch-römischen Ursprungs, ist komplett von einer Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert umgeben, auf der man wunderbar spazieren gehen kann. Das römische Forum befindet sich unter der Piazza San Michele. Die Stadt ist der Geburtsort des Komponisten Giacomo Puccini, der Stammgast im Caffè di Simo war, das wohl 2014 leider geschlossen wurde. Der Cappuccino und das Gebäck hier waren göttlich. Aber in den verwinkelten Gassen wird es Ihnen neben den vielen Lederboutiquen und Kunstgewerbeläden sicherlich nicht schwer fallen, ein nettes Straßen-Café oder eine Trattoria zu entdecken.
Von Lucca nach Florenz braucht man nur circa eine Stunde mit dem Auto. Es empfiehlt sich aber diese Stadt lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu besuchen, da die Parkplatzsituation ausgesprochen schwierig ist. Dafür belohnt sie Florenz mit einer großen Anzahl von Sehenswürdigkeiten: Die bekanntesten sind der farbenprächtige Dom mit seinen verschiedenen Marmorarten, die Galerie der Uffizien mit Werken von Leonardo da Vinci, Michelangelo, Botticelli, Rembrandt und Dürer und dann natürlich auch noch die Brücke Ponte Vecchio über den Fluss Arno. Müde vom Bummeln erfrischen Sie sich mit einem Bellini (Prosecco mit weißem Pfirsich) oder Negroni in der berühmten Harry’s Bar am Lungarno Amerigo Vespucci 22 R, direkt am Arno. Sehenswert sind natürlich auch weitere mittelalterliche Städte wie Siena, San Gimignano, Montepulciano und Arezzo.
Aber neben den historischen und kulturellen Monumenten bietet die Toskana natürlich noch viel, viel mehr, nämlich Natur pur, besonders im Binnenland: Sanfte Hügel, Olivenhaine, Landstraßen, die durch endlose Weinberge führen, Sonnenblumenfelder, Zypressen- und Pinienwäldchen und überall duftet es nach blühenden Blumen und Kräutern wie Thymian und Oregano. Wer es noch wilder mag, den wird sicherlich der Naturpark Parco Naturale della Maremma in der südlichen Toskana mit seiner ursprünglichen Flora und Fauna, beispielsweise auf einem Reitausflug, begeistern.
Sie sind Weinliebhaber? Dann gibt es für Sie diverse Weinrouten. Die bekannteste ist wohl die Chianti-Route, Via Chiantigiana (SS 222), die durch das Kerngebiet des Chianti führt. Besuchen Sie das Weingut Vignamaggio zwischen Greve und Radda, die Casa del Chianti Classico in Radda, die sich in einem ehemaligen Franziskanerkloster befindet und Weinverkostungen und Kochkurse anbietet. Bei Gaiole liegt das Castello di Brolio mit der Enoteca des Barons Ricasoli. Hier können Sie durch die wundervoll angelegten Gärten und Parks der Burg bummeln, eine Weinprobe machen und in dem in einem Wäldchen gelegenen Restaurant schmackhafte, toskanische Küche genießen. Von der Aussichtsterrasse der Burg haben Sie einen wunderbaren Panoramablick auf die Landschaft. Ein Vorfahre des heutigen Barons war übrigens der „Erfinder des Chianti“, der aus verschiedenen Traubensorten gekeltert wird: 70% roter Sangiovese, 20% roter Canailo und 10% weiße Malvasia. Ende September/Anfang Oktober findet im Ort Panzano anlässlich der Weinlese immer ein großes Fest statt: „Vino al Vino“.
Überhaupt lockt die Toskana allerorts mit Gaumenfreuden. Viele kleine Bauernhöfe bieten in ihren Hofläden Wein, Olivenöl, Pesto, Obst, Gemüse und auch Schinken- und Wurstspezialitäten an. Typisch toskanische Gerichte sind als Primi (1. Gang) die Ribollita (Suppe aus Brot und Gemüse) und die Pappa al pomodoro (Suppe aus Brot und Tomaten) und als Nudelgericht Papardelle alle legre o al sugo di cinghiale (Nudeln mit Hasenfleisch oder Wildschwein). Berühmt als Secondi (Hauptgang) ist das Bistecca alla fiorentina, ein großes, gegrilltes Steak vom einheimischen Chianina-Rind, das meist von zwei oder mehr Personen verspeist wird. Da die Toskana äußerst wildreich ist, werden die Hauptgerichte gern mit dem Fleisch von Wildschweinen, Hasen, Fasanen oder Tauben zubereitet, wie zum Beispiel das Cinghiale in umido, ein Schmorgericht mit Wildschwein. Zu den Hauptgerichten reicht man als Beilagen in Olivenöl und Knoblauch geschwenkte Bohnen, Spinat, Chicorée, Artischocken oder frittierte Zucchini-Blüten. Als Dessert gibt es oft frisches Obst oder Cantucci, ein hartes Mandelgebäck, das in den berühmten Süßwein Vin Santo getunkt wird und natürlich einen Espresso.
Die Toskana bietet neben einem reizvollen Segelrevier auch vielseitige Erlebnisse im Landesinneren. Wir wünschen Ihnen einen schönen Törn sowie erlebnisreiche Tage an Land. Bella Toscana!