Teile diesen Beitrag "Manövertipps für Segler – Ankern Teil 1"
Highlights eines Chartertörns sind für viele Segler die traumhaften Abende, die sich in einer einsamen Ankerbucht verbringen lassen. Um solche Momente wirklich unbesorgt genießen zu können ist ein sicherer Umgang mit dem Ankergeschirr erforderlich. An dieser Stelle möchten wir gern einige Grundlagen auffrischen die bei Ihrem nächsten Chartertörn vielleicht hilfreich sein können.
Die beste Ankerbucht finden
Bevor die Yacht nach einem sportlichen Segeltag oder zum fröhlichen Badestopp verankert werden kann ist die sorgfältige Auswahl der Ankerbucht von zentraler Bedeutung. Die meisten infrage kommenden Buchten werden in den Hafenhandbüchern detailliert beschrieben. Hier finden sich Hinweise zu den Windrichtungen, vor denen Ihre Yacht in der Bucht geschützt, oder eben nicht geschützt ist. Wassertiefen, mögliche Untiefen und der Ankergrund werden beschrieben und es wird auf lokale Besonderheiten, wie beispielsweise auf mögliche Fallwinde hingewiesen.
Konsultieren Sie zu Ihrer Auswahl der Ankerbucht bitte auch die Wettervorhersage. Winddreher in der Nacht können Ihren Liegeplatz zu einer unruhigen Angelegenheit werden lassen.
Geben Sie Ihren Crewmitgliedern frühzeitig Gelegenheit, sich mit dem Ankergeschirr vertraut zu machen: Die elektrische Ankerwinsch wird in der Regel am Sicherungspanel über dem Navigationstisch eingeschaltet. Die Crew muss die Handhabung des elektrischen Steuerungsteils und der manuellen Bremse der Ankerwinsch beherrschen. Darüber hinaus gibt es bei den meisten Yachten eine mechanische Sicherung direkt am Ankerbeschlag, mitunter nur ein Bändsel, das den Anker an seiner Position hält und kurz vor dem Ankermanöver gelöst werden muss. Prüfen Sie, ob das Ende der Ankerkette auch wirklich mit der Yacht verbunden ist und erkundigen Sie sich an der Basis auch nach der Länge Ihrer Ankerkette. Sie benötigen diese Information um abschätzen zu können, auf welcher Wassertiefe Sie mit Ihrem Geschirr noch gut ankern können.
Auswahl von Ankerplatz und Ankergrund
Ist die Entscheidung für eine bestimmte Bucht gefallen, geht es nun an die Auswahl des eigentlichen Ankerplatzes innerhalb der Bucht. Hilfreich ist es, wenn Sie für die Suche Ihres Liegeplatzes noch Tageslicht haben, um den Boden und die Umgebung inspizieren zu können. Vermeiden Sie nach Möglichkeit steilen Untergrund, Felsen, groben Kies, Muscheln oder durch Ketten oder Schrott verunreinigte Flecken als Ankergrund. Entweder hält das Grundeisen hier nicht oder es setzt sich derartig fest, dass es beim späteren Hieven des Ankers Probleme gibt. Dass Seegraswiesen und Korallen aus Naturschutzgründen keine Ankergründe sind, versteht sich von selbst.
Drehen Sie eine Runde um Ihren anvisierten Ankerplatz herum um sicherzustellen dass sich innerhalb des Schwojekreises keine Felsen oder andere Hindernisse befinden.
Liegen in „Ihrer“ Bucht bereits andere Yachten, halten Sie ausreichend großen Abstand. Mitunter lässt sich nur schwer erkennen, wie viel Kette Ihre Nachbarlieger gesteckt haben und wie groß deren Schwojekreis ist.
Das Ankermanöver
Steht nun die Stelle fest, an der der Anker platziert werden soll, fahren Sie diese langsam gegen den Wind an und kommen Sie mit der Bugspitze Ihrer Yacht darüber zum Stehen. Nun bekommt das Crewmitglied an der Ankerwinsch das Kommando „lass fallen Anker“.
Nehmen Sie mit der Yacht Rückwärtsfahrt auf. Wichtig ist dabei darauf zu achten, dass die Ankerkette nicht zu schnell auf den Boden gefiert wird. Es darf sich über dem Anker kein „Türmchen“ aus Kettengliedern sammeln. Diese könnten sich vertörnen und mit dem Grundeisen verhaken und bei Zug auf der Kette dessen korrektes Eingraben verhindern.
Nun mit langsamer Fahrt zurück die Kette fieren. In einigen Lehrbüchern steht noch, dass die 3-5 fache Wassertiefe als Kettenlänge zu stecken sei. Für eine sichere Übernachtung am Anker ist dieser Wert deutlich zu gering. Bringen Sie ruhig soviel Kette aus wie möglich. Die 7-8 fache Wassertiefe als Kettenlänge ist das bessere Maß. Sofern Ihre Kette nicht über Längenmarkierungen verfügt, können Sie diese vor dem Törn beispielsweise mit Hilfe von Kabelbindern selbst auf die Kettenglieder setzen.
Am Ende des Manövers wird der Anker eingefahren. Lassen Sie die Maschine zunächst ganz langsam rückwärts drehen. Steigern Sie dann die Umdrehungen und schauen sich in Ruhe an, ob sich die Yacht noch bewegt oder ob der Anker sicher greift. Bedenken Sie dabei bitte, dass die Haltekraft Ihres Ankers von seiner Dimensionierung, der Kettenlänge und dem Untergrund abhängig ist. Mit „Vollgas“ rückwärts führt möglicherweise dazu, dass Ihr Anker wieder ausbricht. Hier ist folglich Augenmaß gefragt.
Die elektrische Ankerwinsch ist ungeeignet, um den Zug der Ankerkette über längere Zeiträume aufzunehmen. Eine Kettenklaue oder einer Leine, die außenbords mit einem Stopperstek an der Ankerkette befestigt ist, wird durch die Klüse geholt und auf der Klampe belegt um die Winsch zu entlasten.
Wenn die Wassertemperaturen es erlauben ist es sicher eine gute Idee, einmal mit der Taucherbrille einen Blick auf den Anker zu werfen. Es ist sehr beruhigend zu wissen, ob der Anker gut liegt und sich eingegraben hat.
Wozu eine Trippleine?
Auch wenn es in der Praxis eher selten zu beobachten ist, erscheint das Ausbringen einer Trippleine mit einer kleinen Markierungsboje zusammen mit dem Anker sehr sinnvoll. Sofern Ihr Grundeisen sich an Hindernissen verhakt oder fremde Ankerketten über die eigene Kette gelegt werden, erweist sich die Trippleine als äußerst hilfreich, um den Anker später entgegen der Greifrichtung seiner Fluken von dem Hindernis zu befreien und aus dem Wasser zu ziehen.
Wann benötige ich eine Ankerwache?
Richten Sie eine Ankerwache ein, wenn die Umstände dies geboten erscheinen lassen, also bei sehr schlechtem Ankergrund, starkem Wind oder zu erwartendem Wetterwechsel. Dazu können Sie regelmäßig, z.B. alle 1-2 Stunden, die Wind- und Wetterentwicklung und die Schiffsposition beobachten.
Doppelt hält besser: Der Zweitanker
Bei ungünstigen Bedingungen wie starkem Wind oder wechselnden Wind- und Strömungsrichtungen kann man sich den Zweitanker zunutze machen, der bei Charteryachten in der Regel in einer der Backskisten verstaut ist.
Vermuren nennt man in diesem Zusammenhang eine Y-förmige Konfiguration der Ankerketten, bei der der Zweitanker mit einer 5-10 m langen Kette oder Trosse auf den ersten 5-10 m der Hauptankerkette angeschäkelt wird. Lassen Sie beim Vermuren zunächst Ihren Buganker zu Wasser und befestigen anschließend auf dessen Kette das Ende der 5-10 m langen Zweitankerkette. Der Zweitanker wird nun in möglichst großer Entfernung zum Hauptanker ins Wasser gelassen. Dann fahren Sie mit dem Fieren der Hauptankerkette fort. Diese Ankerkonfiguration bietet auch bei wechselnden Wind-und Stromrichtungen Halt, weil die Anker wechselweise belastet werden und nicht ein einzelner Anker nach der Wind- oder Stromrichtungsänderung um 180° verdreht und möglicherweise ausgebrochen wird.
Benötigen Sie maximale Haltekraft Ihres Ankergeschirrs, bietet sich das Verkatten an. Dazu schäkeln Sie den Zweitanker mit einer Trossen- oder Kettenlänge, die etwas mehr als der Wassertiefe entspricht, vor den Hauptanker. Lassen Sie dann zunächst den Zweitanker zu Wasser und anschließend den Hauptanker. Sollte der Hauptanker in dieser Konfiguration einmal ausbrechen, dann verhindert der Zweitanker dessen Verdriften und lässt ihn sich rasch wieder eingraben.