Teile diesen Beitrag "Wie ein Fall ins Zierfischaquarium – Ein Reisebericht von den Seychellen"
Die kleinen Trauminseln mitten im Indischen Ozean sind eines der herrlichsten Törnziele weltweit. Der Journalist und Buchautor Detlef Jens nimmt uns mit auf seine Reise durch die wunderbare Welt der Seychellen.
Gerade sind wir im Begriff, den Cockpittisch für ein gemütliches Frühstück unter der schon jetzt, früh am Morgen, heiß brennenden tropischen Sonne zu decken, da kommen sie angebraust mit ihrem offenen Boot und dem starken Außenbordmotor. Überrascht starren wir das schnell näher kommende Boot an, und bevor ich mich überhaupt noch wieder an die Kaffeekanne in meiner Hand erinnere und sie endlich abstelle, sind sie auch schon längsseits gekommen an unserer mitten im St. Anne Nationalpark verankerten Charteryacht, greifen mit kräftigen, braunen Händen nach unserer Reling und scheinen uns im nächsten Moment entern zu wollen.
„Hi! How are you?“, grüßen sie freundlich grinsend hinüber: Unsere neuen Freunde sind es, die Parkranger Paul und Antonio, sowie ein uns noch unbekannter, tiefschwarzer Kerl, der noch sehr jung, aber nicht minder fröhlich wirkt. Paul und Antonio waren es, die uns hungrigen Seglern am Vorabend den rettenden Tipp gegeben hatten, doch zur Privatinsel Cerf hinüberzuschauen, eine abenteuerliche halbe Stunde Dinghyfahrt entfernt über das Riff, auf pechschwarzer See und unter dem unglaublichen Sternenhimmel der äquatornahen Tropen; dort befinde sich ein noch offenes Restaurant in der „Habitacion Cerf“. So waren wir mit ihnen ins Gespräch gekommen und hatten dabei auch unser Interesse an den Schildkröten verraten.
Und schon ist es soweit. „Die Schildkröten drüben am Strand legen ihre Eier ab“, sagt Paul, ob wir nicht mitkommen wollen um uns das anzusehen? Keine Frage, achtlos lassen wir unser halbfertiges Frühstück liegen, springen begeistert zu ihnen ins Boot und rauschen davon, zur kleinen Insel St. Anne, die diesem maritimen Naturpark den Namen gegeben hat. Auf diesem Eiland, direkt der Hauptinsel Mahé vorgelagert, ließen sich 1770 die ersten französischen Siedler der nach dem Finanzminister von Louis XV, Jean Moreau de Sachelles, benannten Seychellen nieder, aber an diesem Vormittag interessiert uns die Geschichte eher weniger. Der dritte Mann wird uns als Tony vorgestellt, er arbeitet als Schildkrötenexperte normalerweise auf dem weit entfernten Atoll Aldabra, jetzt soll er sich einmal um die gepanzerten Bewohner dieser Gewässer kümmern. Geschickt steuert Paul das schwere Boot durch eine kaum wahrnehmbare Öffnung im Riff und landet auf dem schmalen Strand dahinter, dann werden wir von Tony an Land geführt.
Vorsichtig pirschen wir uns an die Büsche jenseits des glühend heißen Sandes heran, da kommt sie uns entgegen gewatschelt: eine Seeschildkröte, groß wie ein Kinderwagen ohne Räder, die nach der Eiablage bereits wieder auf dem Rückweg ins Meer ist. Sie entdeckt uns, macht auf der Stelle kehrt und versucht erstaunlich behände die Flucht, denn diese Riesenviecher sind sensibler, als man es von ihrem archaischen Aussehen her vermuten würde. Die drei Ranger stürzen sich auf sie, halten sie mit vereinten Kräften gerade so eben fest, messen ihren Panzer und bringen eine Markierung an ihrer rechten Vorderflosse an, dann verschwindet das nunmehr erlöste Tier in den kühlen, rettenden Fluten. Erst dann führt uns Tony sehr vorsichtig zur anderen Schildkröte, die sich unter einem Busch eine Sandgrube ausgehoben hat. Während wir uns anschleichen, ist sie noch am buddeln, dann legt sie ihre Eier ab, immer zwei auf einmal, groß wie Tischtennisbälle, mehr und immer mehr davon. Die Schildkröten sind so um die 40 Jahre alt wenn sie ihre Eier legen, die Jungen schlüpfen nach etwa 50 Tagen und machen sich dann schnurstracks auf den Weg ins Meer, doch nur maximal 20 Prozent der Kleinen kommen durch: der Rest wird von Landkrabben und Vögeln gefressen.
Das ist schon hart, aber dennoch hat Alistair recht. Alistair Maiden leitete viele Jahre die Sunsail Charterbasis auf Mahé, und er ist der Meinung, dass wir hier so dicht am Paradies seien, wie es auf Erden nur möglich ist. Schon unser erstes Briefing an Bord hatte uns auf ungewöhnliche Umstände eingestimmt. Guy Gertrude, der lustige „Pontoon-Manager“ bei Sunsail, zeigte uns auf der Seekarte nicht nur die schönsten Buchten und Ankerplätze, sondern vertraute uns auch an: „Ich verlasse Mahé, wann immer ich kann, und gehe auf die kleinen Inseln. Hier ist es so laut und so hektisch…“ Was von uns Europäern mit schallendem Gelächter quittiert wurde. Gerade erst ein paar Stunden aus dem Flieger von München nach Mahé heraus, hatten wir uns gegenseitig versichert, welch ein freundliches, verschlafenes Nest die winzige „Hauptstadt“ Victoria doch sei.
Jetzt beherzigen wir Guys Ratschlag und setzen einen Kurs ab auf die nur knapp 20 Seemeilen entfernte Insel Praslin. Halben Winds bei frischer Brise segeln wir die Strecke schnell ab, genießen dabei die lange Dünung des Indischen Ozeans. Das ist der Atem des Abenteuers, wie einer an Bord poetisch bemerkt, dabei sehnsuchtsvoll den Horizont anstarrt. Dann laufen wir jedoch ein in den Naturhafen der Insel, die Baie St. Anne. Später entdecken wir die am Rathaus angebrachte Losung: „Community of St. Anne: Working towards prosperity“, was die etwas störende Großbaustelle in der Hafenmitte erklärt; doch wer kann den Menschen hier schon die erwünschte Prosperität verübeln. Jedenfalls wird ein Teil der Bucht, die bis jetzt nur über eine kleine Anlegemole verfügt, aufgeschüttet, um Platz zu schaffen für Büros, Wohnhäuser und sogar einen Hafen für Kreuzfahrtschiffe. Davon abgesehen gibt es in dem Dorf, das sich über gut zwei Kilometer Länge halbkreisförmig und einreihig an der Uferstraße entlang zieht, eigentlich schon jetzt alles, was man braucht: Läden, eine Barclay’s Bank und eine Kneipe. Das ist die „First and Last Bar“ am Ende oder, je nach Sichtweise, eben auch am Anfang des Dorfes beim Anleger, mit Billardtisch und lauter Reggae-Musik.
Längsseits an der Pier liegend, können wir sogar das kostbare Frischwasser bunkern, das auf den Inseln streng rationiert und für Yachten nur hier oder in der Basis auf Mahé erhältlich ist. Das Wasser organisiert uns Roddy, der auf Praslin für den Service an den Sunsail-Kunden zuständig ist. Er ist ein sanfter, dunkelhäutiger Riese, freundlich und hilfsbereit wie eigentlich fast alle Seychellois. Früher ist er auf den Inselschonern gefahren, die Bier und andere Lebensmittel zur Nachbarinsel La Digue hinüberbringen, aber dieser Job jetzt gefalle ihm doch viel besser. Und das, obwohl die Zeiten der reinen Frachtsegler nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert vorüber sind. Damals konnte es schon einmal passieren, dass die Schoner für die Überfahrt von La Digue oder auch Praslin aus zum in Sichtweite liegenden Mahé eine Woche und länger brauchten, wenn nämlich der Monsun das Schiff zu weit auf See hinaus und nach Lee vertrieb. Im Kaufmannsladen von St. Anne können wir uns mit anderer, notwendiger Flüssigkeit versorgen. Dort treffen wir Hannibal, der uns die alkoholische Inselspezialität verschafft: zwei Flaschen voller „Kahlou Kreole“, gärendem Kokosnusswein, der wie schlechter Federweißer riecht und schmeckt. Als Roddy an Bord ist, lacht er und bevorzugt lieber ein kaltes Bier aus unseren Beständen.
In jeder Beziehung voll gebunkert, verblassen die Errungenschaften der Zivilisation schnell, und wir segeln weiter. Einen der schönsten Ankerplätze finden wir vor dem Riff in der Laraie Bay, am südöstlichen Ende von Curieuse Island. Der wunderbare weiße Strand hinterm Riff ist allerdings den Schildkröten vorbehalten, die ja jetzt an Land kommen um ihre Eier zu legen, und dabei können sie nun einmal keine sonnenbadenden Touristen gebrauchen. Am nächsten Tag besuchen wir dafür die Turtle Nursery, die Schildkrötenaufzuchtstation an Land. Die wird von Kevin Hoarlau geleitet, der seit einiger Zeit auf der Insel wohnt und einen Traumjob hat. Oder nicht? Er sei immer derjenige, der den Besuchern sagen müsse, was sie alles nicht tun dürften, meint er. Und leider interessieren sich nur allzu wenige Touristen für seine Arbeit und für den Erhalt der Natur hier: „Die wollen doch alle nur herkommen und einen Abend lang ihren Spaß haben“, klagt er. „Am schlimmsten sind die, die am Strand laute Parties veranstalten wollen.“ Dann bekommt er richtig die Wut, und dabei soll er dann auch noch höflich bleiben – wie gut, das die Seychellois von Natur aus so freundlich sind.
Und so fröhlich, wie Cynthia Accouche, die uns und eine Gruppe Hoteltouristen aus Praslin über die Naturschutzinsel führt. Sie zeigt uns Vögel und Krabben und anderes Getier und benennt Bäume und beantwortet überhaupt geduldig alle Fragen. Na ja, fast alle, denn oft sagt sie auch: Das verrate ich jetzt nicht, sonst geht ihr ja anschließend nicht ins Museum. Das ist das alte Haus des Doktors der ehemaligen Leprastation hier, in dem eine charmante Ausstellung über die aktuellen Probleme des Naturerhaltes informiert. Auf unsere Anfrage hin bestätigt Cynthia übrigens auch, dass es hier im Wasser Riffhaie gibt. Aber, so beruhigt sie uns, wir könnten ruhig weiter schnorcheln und schwimmen: „Die sind alle freundlich und essen keine Menschen, sondern haben ein großes Lächeln im Gesicht!“ Und überhaupt sei das Wasser hier viel zu warm, um aggressiv zu werden.
Das Klima ist auch über Wasser definitiv Aggressionshemmend. Eher traurig als wütend erklärt Kevin seine Lage. „Unsere Arbeit ist natürlich wichtig, nicht zuletzt auch für den Tourismus, aber die Regierung kürzt uns jedes Jahr das Budget.“ Er hat elf Leute beschäftigt, die sich um eine Handvoll Inseln kümmern müssen, und die 50 Rupien Eintritt ins Paradies, die jeder Besucher der Insel Curieuse zahlen muss, reichen vorn und hinten nicht, um die Kosten zu decken. Dennoch beschweren sich einige Touristen über diesen Obolus, eine Erhöhung der Preise komme schon daher nicht in Frage. „Also müssen wir selber Geld auftreiben, etwa durch die Führungen oder mit organisierten Barbecues bei der Leprastation am Strand oder durch den Verkauf der Coco de Mer.“
Tja, die berühmte, legendäre Coco de Mer, bekanntester Exportartikel der Seychellen. Die eigenwillig geformte Kokosnuss wächst nur auf dieser Insel und im Vallee de Mai auf Praslin, sonst nirgends auf der Welt. Das ist zwar immerhin etwas, aber dennoch gibt es noch mehr Probleme im Paradies: Cynthia berichtet vom Sterben des Takamakabaums. Diese schattenspendenden Laubbäume, die bevorzugt am Strand wachsen, sind alle von einer Art Pilz befallen, gegen die es kein Mittel zu geben scheint. Noch fünf Jahre, schätzen die Wissenschaftler, dann sind alle Takamakas abgestorben. „So ist eben die Natur“, sagt Cynthia ergeben, „da kann man gar nichts machen.“
Leicht verstört und nachdenklich kehren wir an Bord zurück, wo wir zur Entspannung die Fische füttern. So schlimm kann es um dieses irdische Paradies nun doch noch nicht stehen, denken wir, geblendet von den tanzenden Sonnenreflexen auf dem türkisgrün schimmernden Wasser. Da wäre doch, zum Beispiel, dieser unglaubliche Fischreichtum: „Das ist ja, als ob man ins Zierfischaquarium fällt!“, meinte unsere Mitseglerin nach dem ersten Schnorchelgang. Jetzt werfen wir kleine Stückchen Brot und die Reste des am Vorabend gegrillten Red Snapper ins Wasser, und aus dem tiefblauen Nichts tauchen sofort kräftige, buntgestreifte Fische auf, die uns nach einer Weile die Leckerbissen sogar aus der hingehaltenen Hand fressen. Grandios verlaufen auch unsere diversen Schnorchelexkursionen vor den Felsen und Riffen der kleinen Eilande: Fische über kunterbunt gemusterte Fische sind zu sehen, darunter auch Mantas, Barrakudas und riesige Meeresschildkröten, die unter Wasser nicht nur besonders elegant zu schweben scheinen, sondern dort, in ihrem Element, auch die Scheu ablegen, die sie an Land gezeigt hatten und sich stattdessen von dreister Neugier antreiben lassen. Mit ihrem runzligen Gesicht kommt uns ein solches Panzertier einmal jedenfalls so nahe, als wolle es uns an die Taucherbrillen stupsen.
Tage später finden wir die nächste kleine Idylle. La Digue heißt die verschlafene Insel, in deren winzigen Hafen wir mit Buganker und langer Heckleine, stilecht zu den Kokospalmen an Land geführt, festmachen. Glücklicherweise ist die Insel weitgehend unmotorisiert geblieben. Autos gibt es hier keine, denn „die stinken ja nur und machen krank“, wie uns der Surfer Rod erklärt, ein junger Insulaner und Kreole, den wir am Traumstrand der Grande Anse treffen. Die Fortbewegung erfolgt hier per pedes, Fahrrad oder Ochsenkarren, was auch kein Problem ist, da die Entfernungen auf diesem Eiland durchaus überschaubar bleiben: in wenigen Stunden könnte man rund um die Insel wandern, wäre nicht die zerklüftete Küste an einigen Stellen unbegehbar. Sehenswert ist das Freilichtmuseum der La Digue Estate, eine Kokosnussplantage, die einem Deutschen gehörte, der 1980 von der damals noch streng sozialistischen Regierung der jungen Republik Seychellen enteignet worden war. Später wurde in dem herrschaftlichen Tropenhaus des vertriebenen Pflanzers der Erotikfilm Emmanuelle II gedreht. Und ein Stück weiter wartet gleich die nächste berühmte Kulisse: die „Bacardi-Beach“, wo die Reklamespots dieser Rumsorte aufgenommen wurden.
Aber auch dies ist das verschlafene La Digue: Wenn morgens am Hafen ein Nebelhorn ertönt, bedeutet das nicht, dass man kaum noch weit sehen kann. Es ist vielmehr ein Fischer, der auf einer Muschel bläst um kundzutun, dass er frischen Fang zu verkaufen hat. Und so wie die Fische aus dem Meer geholt werden, wachsen auch an Land überall die Zutaten für die lokale Küche: Kokosnüsse, Brotfrüchte, Ananas, Bananen, Mangos, Vanille, und Zak (Jackfrucht). Die ist verwandt mit der Brotfrucht, wächst aber direkt aus dem Stamm heraus. Das süße, gelbe Fruchtfleisch wird roh gegessen, die Kerne werden gegrillt oder gekocht, noch unreife Früchte werden oft zu Currys verkocht. Und die Seychellenpalme Palmis, die 30 Meter hoch wächst und deren Blätter einst zu Wassergefäßen verarbeitet wurden. Besonders köstlich ist das Palmenherz aus der weich wachsenden Spitze, nur leider muss diese Palme dafür ganz gefällt und getötet werden. Also isst man jetzt lieber das sehr ähnlich schmeckende Palmherz der viel verbreiteteren Kokospalme.
Und Flughunde. Was natürlich nicht wirklich fliegende Hunde sind, sondern eine Art großer Fledermäuse. Besonders auf La Digue flattern sie in beachtlicher Anzahl am abendlichen Himmel umher, und sie sollen besonders bekömmlich sein, weil sie selber nur Fruchtfleisch essen. Sie schmecken, so wurde uns gesagt, ähnlich wie Hase, nicht ganz so zart vielleicht, aber besonders gut, wenn sie eine Nacht lang eingelegt und in Wein mariniert wurden. Jedoch scheint der Flughund ein beliebtes Tier und damit ein eher selten angebotener Leckerbissen zu sein, denn während unseres Aufenthaltes in den Seychellen konnten wir ihn weder im Restaurant, noch auf einem Markt bekommen.
Dafür aber immer wieder und in verschiedenen köstlichen Variationen das so genannte kreolische Buffet. Zum Beispiel in dem Hotel auf der Insel Cerf, die eigentlich komplett in Privatbesitz ist; auch der südafrikanische Erfolgsautor Wilbour Smith unterhält hier ein Domizil. Jedenfalls kommen wir abends wie die Piraten zur „Habitacion Cerf“, tauchen mit dem Dinghy aus der Dunkelheit auf und landen am Hotelstrand, nass und leger gekleidet, und fragen, ob wir essen können. Der Empfang ist herzlich: Natürlich, man würde uns einen kleinen Imbiss bereiten, ein kreolisches Buffet, aber das wäre etwas improvisiert. Dann wird aufgetischt: Mangosalat, Octopussalat, geräucherter Fisch, Curryhuhn, gegrillter Fisch in würziger Sauce und pikante Spare Ribs. Welch ein Imbiss!
Übertroffen wird dies nur noch von einem bemerkenswerten Abend im „Guesthouse Colibri“. Auf der hölzernen, überdachten Terrasse sitzend, nippen wir an unseren Drinks und sinken behaglich in die Polster der gewaltigen Bambusrohrsessel. In leichten Sommerhemden und Shorts genießen wir den Sternenhimmel über der dunklen Bucht, die exotische Szenerie, das alte, kolonialistisch anmutende Haus am Ende der Straße. Hier klebt es am Hang, kurz vorm Pointe Cabris am südöstlichen Zipfel von Praslin.
Eine dürre, struppige Katze strolcht vorbei und grüne Geckos flitzen über die Holzpfeiler, die das Palmgedeckte Dach stützen. Unbemerkt, wie aus dem Nichts ist das schwarze Mädchen aufgetaucht, lächelnd bittet sie uns zu Tisch: „Nous sommes prêt“, das Abendessen wartet. Über dem Esstisch dreht sich ein breitflügeliger Propeller und sorgt für einen willkommenen, kühlenden Luftzug in dem Raum, der nur an zweieinhalb Seiten von steinernen Wänden umgeben und sonst offen ist.
Wir bedienen uns an den aufgetischten Köstlichkeiten, darunter ein pikanter Kürbissalat, ein warmer und würziger Tintenfischsalat, der übliche, gegrillte Fisch und dazu Reis. Dabei kommen wir mit dem freundlichen, unkomplizierten Tony ins Gespräch: „Ich bin sozusagen der Skipper hier“, sagt er fröhlich. Ein ungewöhnlicher Manager, in Shorts und T-Shirt, der uns begeistert von seinem nächtlichen Tauchgang erzählt. Denn vor einigen Tagen hat die Saison für den Hummerfang begonnen, Tony und seine Kumpels spüren die leckeren Biester mit der Taucherlampe auf und fangen sie dann mit der Hand, alles andere ist hier nicht erlaubt. Mit einem Blick auf unsere Teller fügt er hinzu: „Den Tintenfisch besorgen wir übrigens auf die gleiche Art!“.
Zouwid heißt das Gericht, das der Koch Violin Murray daraus zaubert. Bereitwillig verrät er uns sein Rezept: „Eine Stunde lang muss der Oktopus gekocht werden, damit er zart wird. Dann klein schneiden. Einige Auberginen ebenfalls klein schneiden und braten, ebenso Zwiebeln und Knoblauch. Mit Ingwer, Salz und Curry abschmecken. Dann, wenn das Öl sehr heiß ist, den Oktopus hinzugeben und zehn Minuten braten. Schließlich kann man, je nach Geschmack, das Ganze noch mit Zimt und Kokosnussmilch verfeinern.“ Ansonsten meint Violin mit der typischen Unbekümmertheit dieser glücklichen Insulaner: „Man kann jeden tropischen Fisch genießen, solange man nur weiß, wie man ihn zubereiten muss!“ Das Leben kann doch so einfach sein…
Informationen zu den Seychellen
Anreise mit Condor, zweimal wöchentlich ab Frankfurt, ab 700 Euro inklusive Steuern hin und zurück. Flugdauer rund 10 Stunden. Tägliche Flüge mit Emirates via Dubai oder Air France via Paris. Zeitverschiebung im Winter drei, im Sommer zwei Stunden. Klima: Die Seychellen sind ein Ganzjahresrevier, sie liegen in der Intertropischen Konvergenzzone, wo der Wechsel zwischen dem Südostpassat (Mai bis September) und dem Nordwestmonsun (Oktober bis April) stattfindet. Dezember bis Januar sind die feuchtesten Monate; im Juli, August und September ist es am trockensten. Die Temperaturen liegen rund ums Jahr bei etwa 24 bis 30 Grad. Zum Tauchen ist die Saison des ruhigeren Nordwest-Monsuns besser, das Wasser ist dann weniger aufgewühlt und daher klarer. Die Seychellen liegen weitab von den Routen der tropischen Wirbelstürme, Zyklone hat es hier noch nie gegeben. Saison: Die meisten Yachten werden bei Sunsail während der europäischen Urlaubszeiten gebucht, zum Beispiel über Ostern, aber auch im Sommer. Charteryachten ab Mahé und Praslin bei Scansail Yachts, Hamburg, Telefon 040-388422, Preis pro Woche ab 1.950 Euro. Es gibt keine Häfen außer in Victoria, auf Praslin und auf La Digue, sonst wird geankert. Einige Buchten können manchmal etwas unruhig sein, Katamarane sind hier von daher schöner.