Teile diesen Beitrag "Seemannschaft aktuell – elektronische Navigationssysteme"
Die Havarie der 65-Fuß-Segelyacht „Vestas Wind“ löste erneut eine Diskussion in den Medien zum Thema „Seemannschaft“ aus. Während des Volvo Ocean Race fuhr diese auf einen Riffausläufer der Cargados-Carajos-Inseln im Indischen Ozean. Ein Fehler der Technik? Es stellt sich die Frage: Elektronische Navigationssysteme – was sind die Pros und Kontras?
Der Volvo-Ocean-Racer war in der Nacht vom 29. auf den 30. November 2014 mit 19 Knoten Speed auf das Riff gelaufen. Und das trotz des hochprofessionellen Skippers und Crew an Bord. Der Navigator hatte das Hindernis auf der elektronischen Seekarte nicht erkannt. Eigentlich ist die fragliche Untiefe gut kartiert – jedoch hätte man in die Seekarte hineinzoomen müssen, um zu erkennen, dass die Havariestelle nicht 40 Meter Wassertiefe aufweist, sondern weitläufig flach ist und teilweise trocken liegt.
Pro und Kontra – elektronische Navigationssysteme
Die Vernachlässigung der Kontrolle der Wassertiefen durch die Crew der „Vestas Wind“ und weitere Vorfälle im Zusammenhang mit elektronischen Hilfsmitteln an Bord entfachten eine Diskussion in den maritimen Fachpublikationen über die zunehmende Digitalisierung unseres Sports und den zentralen Begriff der Seemannschaft.
Statt nach einer Neudefinition seemännischen Verhaltens zu suchen, erscheint die Rückbesinnung auf einige wesentliche Aspekte traditionellen seemännischen Verhaltens geboten. Nach wie vor gilt der Grundsatz, dass gute Seemannschaft den Segler in die Lage versetzt, mit seinem Schiff und seiner Mannschaft sicher von einem Ort zum anderen zu gelangen. Dabei ist es egal, ob die elektronische Seekarte oder andere Hilfsmittel an Bord ausfallen.
Denken Sie immer daran: Die Stromversorgung an Bord und elektronische Navigationssysteme können immer mal ausfallen. Es kann simple Fehler bei der Übertragung der nautischen Daten gegeben haben oder zu Interpretationsfehlern bei der Ablesung der Geräte kommen. Die vielfältigen Fehlerquellen machen die permanente Plausibilitätsprüfung der eigenen Navigation unverzichtbar. Dabei geht es weniger um das Vorhalten zusätzlicher, redundanter elektronischer Systeme, die im Falle eines Falles einspringen könnten, sondern um die eigene gedankliche Verarbeitung der Informationen. Passen die Angaben auf der elektronischen Seekarte zu meinen eigenen Vorstellungen, die ich von meiner Position und Route habe? Eine gründliche navigatorische Vorbereitung eines Chartertörns und das gesunde Misstrauen des Skippers in die Informationen seiner Bordinstrumente ist wichtig. Dies sollten dazu führen, dass er bei eventuellen Unstimmigkeiten alarmiert ist und angemessen reagieren kann.
Elektronische Navigationssysteme als komplementäre Information
Eine herkömmliche Seekarte aus Papier, die entsprechend korrigiert und auf dem neuesten Stand sein sollte, leistet an dieser Stelle in zweifacher Hinsicht gute Dienste. Erstens als primäre Quelle für die Daten über Küstenverläufe und Wassertiefen. Die Angaben der elektronischen Seekarten- und Navigationssysteme werden dabei nur als komplementäre Informationen betrachtet. Zweitens regt regelmäßiges Koppeln oder terrestrisches Navigieren auf der Papierkarte zu ständiger Aufmerksamkeit an. Durch den ständigen Abgleich der Ergebnisse der elektronischen mit der konventionellen Navigation sollten sich Fehler schnell zeigen. Somit kann eine Gefahrenlage vermieden werden.
Selbstverständlich gehört auf allen Charteryachten die klassische Seekarte aus Papier nach wie vor zum Standardinventar, ebenso wie Kursdreiecke, Zirkel und Bleistift. Verantwortungsvolle Skipper sollten diese Navigationsoption auf jeden Fall nutzen. Denken Sie daran, wenn Sie Ihren Yachtcharter über Scansail buchen. Sollten Sie sich im Umgang mit den Seekarten und der Navigation nicht sicher fühlen, können Sie über Scansail auch ganz einfach ein Boot mit Skipper chartern. Dieser wird Sie sicher an alle Ziele Ihrer Wünsche bringen.
Suchen Sie nach weiteren Tipps vor dem Chartern? Auf unserem Scansail Blog finden Sie Artikel zu diversen Dingen, die vor dem Start Ihrer Reise sehr hilfreich sein können.