Computer und Navigationsgeräte, Kühlung oder Beleuchtung – all diese Annehmlichkeiten an Bord einer Segelyacht haben eins gemeinsam: Sie verbrauchen Strom. Abseits der Landstromversorgung in der Marina sind die begrenzten Kapazitäten der Bordbatterien daher schnell ein Thema, über das man sich nützliche Gedanken machen kann.
Sobald der „schwarze Festmacher“ also das Landstromkabel eingeholt ist, muss die Yacht mit den bordeigenen Kapazitäten auskommen. Aber wie groß sind die eigentlich und was und wie lange können die elektrischen Geräte an Bord damit betrieben werden?
Vielen Seglern reicht der Blick auf die Ladestandsanzeige für die Batterien in der Navigationsecke ihrer Segelyacht. Steht der Zeiger, insbesondere der für die Batterie, die dem Starten der Maschine gewidmet ist, im grünen Bereich, ist alles o.k.. Sollte jedoch der Stromverbrauch so hoch werden, dass die Batterien für den Bordstromverbrauch allmählich zu schwach werden, startet man eben den Diesel und lässt ihn für eine Zeit laufen und lädt die Stromspeicher wieder nach.
Diese Form des Energiemanagements machen Charteryachten in aller Regel auch klaglos mit. Dennoch ist es einerseits natürlich interessant, etwas mehr über die technischen Grundlagen der Charteryacht zu wissen. Andererseits erlaubt es dieses Wissen möglicherweise auch, durch sinnvolles Haushalten mit den bordeigenen Stromkapazitäten in der ruhigen Ankerbucht darauf verzichten zu können, den störenden Dieselmotor laufen lassen zu müssen.
Zunächst lohnt sich sicher ein Blick auf die elektrischen Kapazitäten der Segelyacht. In den Unterlagen an Bord sind sie in der Regel genau aufgeführt, aber es gibt auch andere Informationsquellen. So findet sich beispielsweise in den online abrufbaren Werftangaben (Jeanneau) für eine Sun Odyssey 409 ein Eintrag, wonach die Yacht mit einer Batterie von 110 Ah zum Starten der Dieselmaschine ausgestattet ist. Darüber hinaus gibt es eine „Domestic battery bank“, also mehrerer Batterien für den laufenden Stromverbrauch im Bordbetrieb mit einer Kapazität von 220 Ah.
Für den Betrieb der elektrischen Geräte im Bordstromnetz interessiert ausschließlich die letzgenannte Angabe zur „Domestic battery bank“, denn die Starterbatterie für den Dieselmotor ist vom Stromkreis der übrigen Borderverbraucher vollkommen getrennt.
Möchte man nun den Stromverbrauch an Bord überschlägig berechnen, schaut man sich die Leistungsangaben direkt auf den elektrischen Geräten an oder entnimmt sie den technischen Handbüchern, soweit diese an Bord sind. Sie lassen sich übersichtlich in einer Tabelle zusammenstellen, die einen Eindruck der wichtigsten Verbraucher vermittelt (Eine schöne, praxistaugliche Beispielrechnung zum Verbrauch auf einer Segelyacht findet sich hier). Übrigens rechnet man die Leistungsangabe Watt in die Stromstärke Ampere um, indem man sie bei einem 12 Volt Stromnetz durch eben diese 12 dividiert. Wenn also der Bordkühlschrank eine Leistung von 50 Watt erzeugt und 12 Stunden am Tag in Betrieb ist, dann rechnet sich dies zunächst zu 50 Watt x 12 Stunden = 600 Wattstunden, oder 0,6 Kilowattstunden. Bei einer Spannung von 12 Volt werden daraus (600 Wattstunden dividiert durch 12) 50 Amperestunden, abgekürzt Ah.
Die im Link angegebene Beispielrechnung zeigt sehr schön, dass die Kühlung und der Dauerbetrieb von Navigationsausrüstung, hier speziell eines Laptops, zu den größten Verbrauchern an Bord gehören. Weiter zeigt sich in der Summe der aufgelisteten Verbraucher ein Gesamt-Stromverbrauch von 162 Ah, der schon relativ dicht an der Kapazität von 220Ah unserer Sun Odyssey 409 liegt. Zieht man nun noch in Betracht, dass die Batterien nicht immer voll geladen sind, z.B. nur zu 80%, dann erscheint ein bewusster Umgang mit den Stromverbrauchern sinnvoll.
Soll nun dieser Stromverbrauch wieder aufgestockt werden, steht dazu auf den meisten Charteryachten ausschließlich die Lichtmaschine des Dieselmotors zur Verfügung, sofern kein Landstromanschluss verfügbar ist.
Den Unterlagen unserer Sun Odyssey 409 entnehmen wir, dass die Yacht mit einer Lichtmaschine ausgestattet ist, die 80 Ampere leistet. Normalerweise lässt man die Maschine bei der Erzeugung von Ladestrom mit 1000 bis 1500 Umdrehungen laufen. Dabei leistet die Lichtmaschine höchstens 40% bis 80% ihrer Nennleistung, also 32 A bis 64 A. Sie muss also mindestens 2,5 Stunden laufen, um den Stromverbrauch des Tages wieder auszugleichen.
Um also das notwendige Aufladen der Batterien auf ein Minimum zu reduzieren, lässt sich an einigen Stellen etwas tun. Dazu einige Anregungen:
Packen Sie den Kühlschrank voll! Beispielsweise eigenen sich Getränkeflaschen oder –dosen als zusätzliche „Kältespeicher“, die gefüllt werden können, solange Sie noch mit dem Landstrom verbunden sind oder wenn der Dieselmotor ohnehin läuft. In dieser Zeit sollte der Kühlschrank mit maximaler Leistung arbeiten. Wenn Sie ihn anschließend ausschalten und das Kühlaggregat das Bordstromnetz nicht mehr belastet, geben die Getränke ihre Kälte langsam an das übrige Kühlgut ab.
Schalten Sie Navigationsgeräte nur solange ein, wie sie wirklich benötigt werden.
Computer nicht im Standby laufen lassen, sondern komplett ausschalten.
Reduzieren Sie die Beleuchtung. Vielleicht tut es in der beschaulichen Ankerbucht ja auch mal eine Kerze im Cockpit, statt der elektrischen Beleuchtung.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen ungestörten, ruhigen Chartertörn.
Ihr Scansail Team.