Teile diesen Beitrag "Umweltbewusstsein an Bord – Anregungen und Tipps für Skipper und Crew"
Als Segler sind wir ja generell darauf bedacht, umweltschonend zu agieren. Aber gestalten wir unser Bordleben auch entsprechend? Müll- und Energiemangement, Fäkalienverklappung, Umgang mit Flora und Fauna. Finden Sie hier einige Tipps für sich und Ihre Crew.
Grundsätzlich liegt ja unserer Segelei von Haus aus ein umweltschonender Gedanke zu Grunde: Zur Fortbewegung in unserer Urlaubsregion nutzen wir den Wind und verzichten weitestgehend auf den Einsatz fossiler Brennstoffe. Auch bewegen wir uns mit unseren Segelyachten abseits der großen Touristenströme, so dass wir nicht zur Zersiedelung und nur wenig zur weiteren Belastung der intensiv genutzten Naturräume in den Urlaubsgebieten beitragen.
Andererseits bestehen unsere Segelyachten aus Kunststoff und die Riggs aus Alu und Stahl. Die Herstellung einer Yacht wird man kaum als sonderlich umweltschonend bezeichnen können. Dazu noch der Anreiseflug in die Segelreviere im Mittelmeer oder gar Übersee; auch die Marinas wollen gebaut und betrieben werden… Die Ökobilanz eines Wanderurlaubs in den Bergen oder eines Urlaubs auf dem Bauernhof fällt vielleicht günstiger aus als ausgerechnet unser Yachtcharter-Urlaub.
Dabei wird an einigen Orten mit großem Einsatz daran gearbeitet, wie man die Umweltverträglichkeit unserer Chartersegelei erhöhen kann. Als Beispiel mag die „Blue Card“ im Golf von Fethiye dienen. Startet man an einer Basis in der Region um Fethiye und Göcek, so wird dem Charterskipper die sogenannte „Blue Card“ ausgehändigt. Am Ende des Törns wird auf dieser Karte vermerkt, dass die Fäkalientanks an speziellen Absaugstationen entleert worden sind. Fehlt dieser Vermerk, wird für die Yacht das Transitlog, also die Fahrerlaubnis nicht verlängert. Natürlich können und sollen die Fäkalientanks von den Crews auch weit draußen auf der hohen See entleert werden. Das System stellt aber darüber hinaus sicher, dass, falls das Entleeren einmal vergessen wurde, nicht doch an einer Charterbasis in einer Marina die Ventile geöffnet werden müssen um der Nachfolgecrew ein Schiff mit leeren Fäkalientanks zu übergeben.
Natürlich gibt es auch eine Menge Dinge, auf die jedes einzelne Crewmitglied achten kann, um ein wenig zur Schonung der Umwelt und der marinen Ökosysteme beizutragen.
An Bord unserer Charteryacht lassen sich die potenziellen Umweltschutzthemen im Wesentlichen in vier Bereiche einteilen:
- Die Kontrolle der Verunreinigung des Wassers
- Müllmanagement an Bord
- Nutzung von Energie und Brauchwasser
- Schutz von Fauna und Flora
Kontrolle der Verunreinigung des Wassers
Keine schädlichen Substanzen von Bord dürfen ins Meerwasser fließen. Dies gilt für Diesel- und Benzintropfreste beim Tanken ebenso wie für Fäkalien oder aggressive Reinigungsmittel.
Die Spüle an Bord wird durch die Bordwand ins Meer entwässert. Um hier mit möglichst wenig Spülmittel auszukommen, bewährt es sich, grob verschmutztes Geschirr mit Seewasser vorzuspülen.
Die Duschen an Bord entwässern ebenfalls direkt ins Meer. Wenn Sie nicht gerade biologisch abbaubare Outdoor Seife verwenden hilft vielleicht zur Verminderung der Seifenmenge ein vorab-Bad im Meer.
Zigarettenkippen gehören gar nicht ins Meer. Sie werden erst nach mehreren Jahren abgebaut. Um sicherzustellen, dass sie letztlich im Restmüll an Land landen, können sie in einem „geruchsdichten“ Aschenbecher in Form eines verschließbaren Glasbehälters (Marmeladenglas) zwischengelagert werden. Bitte verstauen Sie den Glasbehälter so im Cockpit, dass er nicht zu Boden fallen und zersplittern kann.
Müllmanagement an Bord
Wenn Sie Müll vermeiden möchten, achten Sie von vornherein darauf, so wenig Müll wie möglich einzukaufen. Viele Produkte sind aus Marketing- oder Transportgründen unsinnig stark verpackt. Sicher benötigen wir auf einer Segelyacht, die einige Tage autonom und von neuen Provianteinkäufen unabhängig sein soll, etliche Lebensmittel in robusten Verpackungen, z.B. Fleisch oder Molkereiprodukte. Diese fristen ihr Bordleben im Kühlschrank, in dem es mitunter recht ruppig zugehen kann. Andere Lebensmittel benötigen jedoch keine Umverpackungen aus Kunststoff oder gar aus Glas oder Metall. Zu denken ist hier insbesondere an Obst und Gemüse oder Brot. Solche, nicht kühlungspflichtigen Lebensmittel werden am besten vorsichtig in separaten Staufächern gestaut und sind, statt in Plastiktüten, viel besser in Papiertüten oder ganz ohne Verpackung aufgehoben.
Vielleicht gibt es in Ihrem Starthafen ja sogar einen Markt mit frischen, regionalen Produkten. Dort ist es ein besonderes Vergnügen, sich einmal das bunte und exotische Angebot anzuschauen. Die Schwierigkeit bei der Vermeidung von Einkaufs-Plastiktüten mag dabei darin bestehen, dass es dort, wo das Obst und Gemüse eingekauft werden soll möglicherweise gar keine Papiertüten gibt, sondern alle Lebensmittel vom Händler gleich in kleine Plastiktüten verpackt werden. Ein mitgebrachter Rucksack eröffnet hier die Möglichkeit, zumindest die eine oder andere Tüte zu vermeiden und die Lebensmittel gleichzeitig einigermaßen bequem zur Yacht transportiert zu bekommen.
Soweit Plastiktüten beim Einkauf nicht vermeidbar waren, lassen sie sich ja vielleicht an Bord als Mülltüten weiterverwerten. Das erspart uns dann wenigstens den Kauf von extra Mülltüten.
Trinkwasser ist auch so ein Thema: Eine Menge Plastikabfall lässt sich dadurch sparen, dass der Wasservorrat in den großen 5 Liter Flaschen gekauft wird und bei Bedarf in einzelne 1-1,5 Liter Flaschen umgefüllt wird.
Bier- und Softdrinkdosen: Dies ist wohl eines der heikelsten Themen. Einerseits sind Glasflaschen, in denen Bier oder Softdrinks üblicherweise gekauft werden, an Bord äußerst unpraktisch. Bei Seegang besteht erhöhte Gefahr, dass Sie umfallen oder herunterfallen und dabei zersplittern. Herumliegende oder gar herumrollende Glassplitter bedeuten eine ersthafte Gefahr für Schnittwunden an Bord. Alternativ werden Bier und Softdrinks in Aluminiumdosen angeboten, die jedoch unter großem Energieaufwand hergestellt werden müssen. Solche Verpackungen lassen sich erfahrungsgemäß kaum umgehen. Umso mehr sollte darauf geachtet werden, dass sie recycelt oder zumindest ordnungsgemäß entsorgt werden.
Schauen Sie sich doch einmal in Ihrem Starthafen um und finden heraus, ob dort eine Mülltrennung existiert. In vielen Ländern am Mittelmeer ist dies mittlerweile Standard. Entsprechend den Mülltrennungskategorien an Land können Sie auch an Bord den Müll in unterschiedlichen Behältern stauen und bei Ihrer Rückkehr separat entsorgen.
Nutzung von Energie und Brauchwasser
Strom
Elektrischer Strom ist an Bord ein knappes Gut. Die Batterien haben nur eine begrenzte Kapazität. Ist sie erschöpft muss nachgeladen werden. In aller Regel erfolgt dies durch das Laufenlassen der Hauptmaschine. Dies kostet nicht nur Treibstoff sondern ist auch ausgesprochen nervig, wenn man eigentlich ruhig segeln oder gar abends in einer stillen Ankerbucht liegen möchte. Gut wenn man weiß, wer an Bord den meisten Strom benötigt und wie man den Verbrauch vielleicht ein wenig einschränken kann. Nach den elektrischen Winschen, die ohnehin nur betrieben werden können, solange die Maschine läuft, zählt als nächstes der Kühlschrank zu den Haupt-Energiefressern an Bord. Wann immer dies möglich ist, sollten Sie ihn ausschalten. Es hat sich bewährt, den Kühlschrank z.B. mit Getränkeflaschen oder -dosen vollzupacken, solange Sie noch Landstrom haben. Diese wirken als zusätzliche „Kältespeicher“ wenn Sie den Kühlschrank ausschalten.
Ebenfalls einen hohen Energieverbrauch weisen Navigationsgeräte im Dauerbetrieb auf. Schalten Sie die Geräte also nur ein, solange Sie sie wirklich benötigen. Weitere Hinweise zum Strom-Management an Bord erhalten Sie auch in unserem Artikel „Strom-Management an Bord“.
Viele Charterflotten bieten mittlerweile Yachten an, die mit Solarpanels ausgestattet sind. Solch ein Equipment trägt natürlich stark dazu bei, dass Sie sich mit Ihrer Yacht autonom von Landstromkabeln und ohne nerviges Motorgebrumme bewegen können.
Wasser
Bitte machen Sie sich bewusst, dass sauberes Süßwasser in vielen subtropischen und tropischen Regionen ein knappes Gut ist. Entsprechend sollten wir auch an Bord damit verfahren.
Statt einer ausgedehnten Dusche unter Deck möchten wir daher auch an dieser Stelle ein erfrischendes Bad im Meer empfehlen. Danach lässt sich die Süßwasserdusche an Bord vielleicht etwas verkürzen.
Die Yacht braucht während Ihres Törns nicht mit Süßwasser gewaschen zu werden. Eine Pütz mit Seewasser reicht für die Reinigung des Cockpits und des Decks in aller Regel aus.
Ermuntern Sie ihre Crew, statt unter laufendem Wasser zu spülen oder zu waschen die Abflussstopfen in den Waschbecken zu nutzen und die Becken nur mit so viel Wasser zu füllen, wie tatsächlich benötigt wird.
Schutz von Fauna und Flora
Was für eine Freude löst oft die Sichtung von Delphinen vor der Bugspitze aus oder die Schildkröte, die wir beim Schnorcheln entdecken. Da wir uns während unseres Yachtcharter – Urlaubs an der Fauna und Flora der besuchten Gebiete erfreuen erscheint es nur fair, wenn wir uns auch mit ihrem Schutz befassen und alles unternehmen um am Ökosystem unseres Segelrevieres keinen Schaden zu verursachen.
Ein Aspekt, der mittlerweile sogar zum Prüfungsstoff des Sportbootführerscheins See gehört, ist der Abstand, den wir Wassersportler zu den wild lebenden Tieren halten sollten. Delphine, Wale, Seehunde, Robben oder gar Schildkröten kommen zwar gelegentlich neugierig angeschwommen um die eigenartigen, zweibeinigen Wesen auf den schwimmenden Plastikbechern zu begutachten. Solche Begegnungen sollten aber in jedem Fall von den Tieren ausgehen und ihnen keinesfalls von uns aufgezwungen werden, indem wir Ihnen zu nahe „auf den Pelz“ rücken.
Ausgesprochen wichtig für die Ökosysteme im Mittelmeer und offenbar auch für das Klima sind die Seegraswiesen die aus dem sogenannten Neptunsgras oder Posidonia bestehen. Diese Wiesen nehmen großen Schaden, wenn die Wurzeln des Neptunsgrases beim Ankern herausgerissen werden. Es versteht sich also, dass wir grüne, mit Seegras bewachsene Flächen in den Ankerbuchten meiden und stattdessen das Grundeisen über Sandflächen fallen lassen. Noch besser sind natürlich die Festmachetonnen, die von einigen Nationalparkverwaltungen an schützenswerten Stellen verlegt werden um uns Yachties eine umweltschonende Anlegemöglichkeit zu bieten.
Was für die Seegraswiesen in den Mittelmeerdestinationen gilt, gilt natürlich auch für die Korallenbestände in den Übersee-Destinationen. Abgesehen davon, dass sich der Anker zwischen korallenbewachsenen Felsen mitunter unrettbar verkeilen und verklemmen kann, kann er an den empfindlichen Ökosystemen große Schäden verursachen. Auch in Segelrevieren, in denen es Korallen gibt, sollten wir daher sehr darauf achten, dass wir unbewachsene Ankergründe wählen. In den Ankerbuchten der Seychellen oder der Britisch Virgin Islands sind bereits seit Jahren Muringbojen ausgelegt, die es uns Seglern ausgesprochen einfach machen, den Seeboden vor unserem Anker zu verschonen.
Wir würden uns freuen, wenn wir mit dem vorstehenden Text ein wenig dazu beitragen können, dass Sie Ihren nächsten Segeltörn auch mit ruhigem Öko-Gewissen antreten können.
Ihre SCANSAIL Crew