Teile diesen Beitrag "Windward Islands – den Klassiker der Karibiktörns segeln"
Wer hat nicht schon einmal an grauen Herbst- und Wintertagen von einem Segeltörn in der Karibik geträumt? Der Törn durch die karibische Inselwelt lässt sich viel leichter verwirklichen als manche Segler glauben! Wie das geht und wohin Sie der „Klassiker“ unter den Karibiktörns führt, erfahren Sie in diesem Scansail-Beitrag zu den Windward Islands.
Martinique: Leicht erreichbarer Ausgangspunkt für Ihren Karibiktörn
Für Ihren Törn durch die Inselwelt der Windwards bietet sich eine Yachtcharter ab Martinique als Ausgangspunkt an. Die zu Frankreich gehörende Insel hat gleich eine ganze Reihe von Vorteilen, die Ihnen den Start Ihres Chartertörns erleichtern.
Martinique wird jeden Tag angeflogen. Air France bietet täglich eine Umsteigeverbindung via Paris (mit Flughafenwechsel) an. Neuerdings fliegt auch die Condor an bestimmten Tagen von deutschen Flughäfen aus direkt nach Fort de France auf Martinique. Je nachdem, ob Sie nun über Paris fliegen oder eine Direktflugverbindung gebucht haben, benötigen Sie für Ihre Flugreise nach Martinique zwischen 10 und 15 Stunden. In Martinique angekommen ist es vom Flughafen zur Charterbasis in Le Marin eine Fahrt von etwa 40 Minuten.
Die Marina von Le Marin ist ein sehr großes Charterzentrum. Viele unterschiedliche Charterflotten sind hier beheimatet. Dadurch ist die Auswahl unter Yachten verschiedener Typen riesig. Für jede Crew findet sich die passende Yacht. Anders als in den Segelrevieren des Mittelmeeres ist in der Karibik übrigens überall die tägliche Übernahme von Yachten möglich. Hinzu kommt, dass in Le Marin alle notwendigen Serviceleistungen angeboten werden, die zu Beginn Ihres Chartertörns wünschenswert erscheinen. Restaurants, Bars, Zoll und für die Versorgung mit Proviant gibt es rund um die Marina gleich mehrere Supermärkte. Auch online Vorbestellungen Ihrer Bordverpflegung sind möglich.
Machen Sie sich nun aber mit Ihrer Segelyacht auf den Weg in Richtung Süden, in die Windward Islands. Das erste Ziel ist St. Lucia. Die Marigot Bay liegt knapp 30 Seemeilen entfernt.
St. Lucia
Die wunderschöne Karibikinsel verfügt an ihrer Westseite über eine Bucht, die Sie wirklich einmal gesehen haben sollten. Die Marigot Bay könnte man auch als einen geschützten Naturhafen bezeichnen, so ruhig liegen die Yachten hier abends vor Anker. Auf der Landzunge, die die Bucht von der Karibik trennt befindet sich ein Resort, der Marigot Beach Club, in dem sich abends hervorragend der Sundowner genießen lässt.
Keine 12 Seemeilen weiter südlich bietet sich Ihnen dann der spektakuläre Blick auf das Wahrzeichen von St. Lucia, die beiden Pitons. Die Bergkegel ragen wie grüne Zuckerhüte in den Karibikhimmel auf. Direkt am Fuße der Berge am Rande der Siedlung Soufrière kann man ankern. Der Platz zählt sicher zu den spektakulärsten Ankerplätzen in den Windwards. Übrigens sind die Diamond Falls Botanical Garden (botanischer Garten, Wasserfall und Mineralbäder) in unmittelbarer Nähe. Ein Landausflug lohnt sich.
Boat Boys
In aller Regel werden Sie bereits in der Marigot Bay auf St. Lucia von einem der sogenannten Boat Boys in Empfang genommen. In der einheimischen Presse werden die Jungs auch wohlklingend als „local waterfront service providers“ bezeichnet. Mit mitunter abenteuerlichen, jedoch in der Regel gut motorisierten, schwimmenden Untersätzen kommen sie längsseits und bieten ihre Dienste an. Sie helfen bei Einkäufen, Müllentsorgung und dem Festmachen. Außerdem begleiten sie eine einmal „akquirierte“ Segelyacht in der Regel über ein oder zwei Stopps. Nicht etwa, dass der Boat Boy der Yacht auf ihrem Weg zur nächsten Bucht ständig hinterherfährt, er taucht im nächsten Hafen nur mit einem freundlichen „Hello my friend, how was your sailing day?“ einfach wieder auf.
Gute Erfahrungen haben wir mit der Bestellung von frischem Obst gemacht. Die gelieferte Ananas und die Bananen waren von allerbester Qualität. Auch beim Ankern und Festmachen mit einer Landleine an der Palme unter den Pitons von St. Lucia hat alles zuverlässig geklappt. Die Preise für den Service hielten sich im einstelligen Dollarbereich in überschaubaren Grenzen. Darüber hinaus konnten alle weitere Boat Boys, die uns ebenfalls unter ihre Fittiche nehmen wollten, mit dem Hinweis auf die bereits bestehende Geschäftsbeziehung zu „Justin“ leicht abgewimmelt werden. Von größeren Aufträgen an die Boat Boys sollte man jedoch besser absehen. Der Versuch einen der Jungs einen Besuch im Diamond Falls Botanical Garden für uns organisieren zu lassen schlug im Hinblick auf das gebotene Preis-Leistungs Verhältnis gründlich fehl. Hochwillkommen sind die Boat Boys jedoch, wenn sie z.B. an einem zivilisationsfernen Ankerplatz morgens plötzlich mit frischem Brot aufkreuzen.
St. Vincent
An der Westküste von St. Vincent gibt es drei Buchten, die für eine Übernachtung in Frage kommen: Die Bucht von Chateaubelair, die Cumberland Bay und die Wallilabou Bay. In der Nähe von Chateaubelair und der Cumberland Bay gibt es hübsche Wasserfälle zu bewundern. Die Wallilabou Bay ist bekannt für die Reste der Kulisse für den Film „Pirates of the Caribbean“ die hier noch zu sehen sind.
Wenn Sie jedoch an St. Vincent vorbei segeln möchten und direkt auf Bequia absetzen wollen, dann haben Sie von St. Lucia aus eine 51 Seemeilen lange Segelstrecke vor sich. Man kann so einen langen Schlag zu einem einmaligen Erlebnis machen. Versuchen Sie doch einmal ein oder zwei Stunden vor Sonnenaufgang in St. Lucia abzulegen. Schauen Sie dann, mitten in der Passage zwischen St. Lucia und St. Vincent dabei zu, wie sich die Sonne langsam im Osten über dem Atlantik erhebt, während der Passatwind in Ihren Segeln steht und Sie nach Süden vorantreibt. Karibiksegeln pur!
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Bequia
Auch wenn Bequia lediglich ein Zwischenstopp auf Ihrem Weg in die Tobago Cays darstellt, dürfen Sie sich auf den Abend im gemütlichen Port Elizabeth freuen. Ankern Sie in der Admirality Bay. Wenn Sie an St. Vincent vorbeigesegelt sein sollten, sollten Sie hier auf Bequia zunächst einklarieren. Sie befinden sich im Staatsgebiet von St. Vincent and the Grenadines und Port Elizabeth ist ein Port of entry. Gönnen Sie sich anschließend Ihren Sundowner und ein Dinner im Hafen. Entlang der Bucht finden Sie eine Vielzahl von Bars und Restaurants. Die Walfängergeschichte der Insel ist allgegenwärtig: So besteht die Einrichtung der Whaleboner Bar aus Walknochen.
Die entspannte Atmosphäre auf der Insel und in Port Elizabeth wird Ihnen sicher gefallen. Von hier aus ist es übrigens nur ein kleiner 25 Seemeilen Schlag zur nächsten kleinen Karibikinsel die Sie keinesfalls auslassen sollten: Mayreau.
Mayreau
Ein wirklich schöner Ankerplatz liegt nur wenige Seemeilen westlich von den Tobago Cays auf Mayreau. Die Bucht im Norden der Insel heißt Salt Whistle Bay. Die halbkreisförmige Bucht schließt im Norden mit einem Hügel ab, der nur durch eine schmale und flache Landbrücke mit dem Rest von Mayreau verbunden ist. Besonders schön ist, dass man am Ankerplatz über diese Landbrücke hinweg auf die offene See schauen kann. Auch ein kleines Resort mit Restaurant gibt es hier in dem man abends hervorragend einen Sundowner genießen kann.
Keine 3 Seemeilen östlich von Mayreau liegt ein Höhepunkt des Törns durch die Windward Islands, die Tobago Cays.
Tobago Cays
Das Sehnsuchtsziel vieler Karibiksegler schlechthin sind die Tobago Cays. Wie ein Hufeisen (daher der Name horseshoe reef) liegt ein großes Korallenriff um die kleinen Inseln Petit Rameau, Petit Bateau, Jamesby, Baradal und etwas abseits die Insel Petit Tabac. Zwischen den Inselchen ankern Sie auf türkisfarbenem Wasser, mit einem traumhaften Weitblick über den offenen Ozean und doch geschützt vor seiner Dünung. Schnorcheln, Kiten, Erkundungsspaziergänge über die Mini Inseln und vor allem stilvolles Relaxen sind die Dinge, die man hier so tun kann. Infrastruktur und Versorgung gibt es nicht. Gehen Sie jedoch nicht davon aus, dass Sie hier mutterseelenallein sein werden. Andere Segler schätzen die Tobago Cays ebenfalls. Aber keine Sorge: der Ankerplatz ist sehr groß, so dass sich die „Seglergemeinde“ dort verläuft.
Nehmen Sie sich ein wenig Zeit das wunderschöne Karibikambiente zu genießen. Vielleicht noch ein Abstecher zu den nahegelegenen Robinson-Inselchen Petit St. Vincent oder Mopion, dann gilt es, den Steven wieder nach Norden zu wenden.
Ein lohnendes Zwischenziel auf Ihrem Rückweg in Richtung Martinique ist übrigens die Insel Mustique.
Mustique
Mustique hat den Nimbus einer Promi Insel, wo man gute Chancen hat den internationalen Jet Set am Strand zu treffen. Unabhängig davon ist sie einfach eine schöne Karibikinsel und verfügt mit Basil’s Bar sicher über eine der besten Cocktailbars, die Sie sich zum gepflegten Sundowner wünschen können.
Ihr Rückweg nach Martinique
Weiter zurück in Richtung Martinique geht es wieder über St. Vincent und St. Lucia. Vergessen Sie bitte nicht, dass Sie auf dem Staatsgebiet von St. Vincent und den Grenadinen noch ausklarieren müssen, bevor Sie St. Lucia oder Martinique anlaufen. Wenn Sie dies in Mustique nicht bereits am dortigen Flughafen erledigt haben, kommt dafür ein Stop auf der Hauptinsel in Betracht. Customs & Immigrations Offices finden Sie in der Blue Lagoon Marina im Süden von St. Vincent sowie in Barrouallie oder Wallilabou.
Schöne Zwischenstopps auf Ihrem Rückweg finden sich darüber hinaus in St. Lucia. Wenn Sie auf dem Hinweg die Pitons und die Marigot Bay schon besucht haben, bietet sich die Rodney Bay im Norden der Insel an. Hier endet alljährlich die Atlantic Rally for Cruisers (ARC), die Transatlantikregatta für Fahrtensegler. In der weitläufigen Rodney Bay können Sie überall ankern. Wer es etwas komfortabler wünscht, kann die Rodney Bay Marina aufsuchen, die alle erforderlichen Serviceeinrichtungen vorhält. Empfehlenswert ist ein Spaziergang in dem nahegelegenen historischen Nationalpark mit Fort Rodney auf der Halbinsel Pigeon Island. Vielleicht haben Sie vor dem Rückgabetermin für Ihre Yacht in Le Marin auf Martinique ja noch Lust auf einen weiteren Zwischenstopp. Die südlich von Le Marin gelegene Bucht von Sainte Anne bietet sich für einen Badenachmittag oder für eine letzte Übernachtung geradezu an.
Am Ende Ihres Karibiktörns kehren Sie in die komfortable Marina von Le Marin auf Martinique zurück. Nehmen Sie sich doch noch ein wenig Zeit und erkunden Sie, z.B. mit einem Mietwagen die zauberhafte Insel Martinique. Es lohnt sich wirklich! Sie finden neben traumhaften Stränden im Inselinneren herrliche Wanderwege durch die üppige, tropische Vegetation, kleine Wasserfälle und einen beeindruckenden Vulkan vor.
Wind und Wetter in den Windward Islands
Die Windward Islands liegen im Nordost-Passatwindgürtel in der tropischen Klimazone. Sie weisen damit ganzjährig nahezu perfekte Segelbedingungen auf. Die Temperaturen liegen zwischen 24 und 30 Grad Celsius. Der Wind weht konstant mit 10 – 25 Knoten aus nordöstlichen Richtungen im Winter und südöstlichen Richtungen im Sommer. Die Anzahl der Tage mit Niederschlag ist im August am höchsten, am niedrigsten ist sie im Frühjahr (Januar bis März). Der Seegang ist in Lee der Inseln naturgemäß gering, in den Passagen zwischen den Inseln auf der offenen See kann er je nach Windstärke 1 – 2 Meter betragen, gelegentlich auch darüber.
Tide und Strömung
Der Tidenhub in dieser Region ist nur schwach ausgeprägt. Wasserstandsveränderungen werden nicht nur durch die Tide hervorgerufen, sondern auch durch den vorherrschenden Wind. Sie betragen etwa einen halben Meter. Wasserströmung wird darüber hinaus vom Nordäquatorialstrom verursacht, der mit 0,5 Knoten bzw. zwischen den Inseln bis zu 2 Knoten nach Westen setzt.
Drei Punkte mit denen die Windward Islands überzeugen
1. Gute Erreichbarkeit
Martinique wird täglich von der Air France ab Paris angeflogen. Mittlerweile bietet Condor auch Direktflüge von deutschen Flughäfen aus an.
2. Karibik pur
Zauberhafte Inseln mit Vulkanen und tropischen Wäldern, Buchten und Strände mit türkisfarbenem Wasser. Karibisch entspannter Lebensstil und einsame Robinson-Inseln. Mehr Karibik geht nicht.
3. Unkompliziertes Revier
Die Windward Islands stellen keine besonders hohen Anforderungen an Segler: Natürlich sollte man sicher mit dem Ankergeschirr umgehen können. Enge Marinas, unerwartete Untiefen oder komplizierte oder lange Segelpassagen oder Flaute sind jedoch kaum zu befürchten. Wind und Wetter sind in den Windwards verlässliche Größen, die das Segeln zu einem Genuss machen.