Teile diesen Beitrag "Ein Gruß aus der Kombüse – Proviant für die Yachtcharter Crew"
Es ist eine Binsenweisheit: Mit der Verpflegung während des Törns steht und fällt die Stimmung an Bord und damit das Urlaubserlebnis. Auf den Proviant an Bord ist also allergrößter Wert zu legen!
Dabei sind die Bedingungen für die Lagerung von Lebensmitteln auf einer Segelyacht alles andere als günstig: Wenig Platz, vor allem wenig Kühlraum, mitunter hohe Temperaturen unter Deck und alles ist ständig in Bewegung. Etwas leichter zu handhaben wird das Thema jedoch dadurch, dass die meisten Yachtcharter Crews in Regionen unterwegs sind, in denen die Lebensmittel an vielen Stellen verfügbar sind und fehlende Dinge schnell nachgekauft werden können. Ausnahmen sind vielleicht die Segelreviere der Kapverden und der Seychellen. Hier ist das Nachbunkern mitunter nicht ganz so einfach. Im Gegensatz zu Langfahrt-Seglern, die beispielsweise zwischen den Kontinenten unterwegs sind und für die die Haltbarkeit von Lebensmitteln die entscheidende Rolle spielt, brauchen wir Chartersegler zum Glück nicht für einen 2 oder 3 Wochen Törn ohne Landgang zu bunkern.
Normalerweise müssen die Vorräte für 2 oder 3 Tage reichen, an denen wir nicht in einer Marina mit angeschlossenem Supermarkt, sondern in einer einsamen Bucht ankern möchten. Längere Planungszeiträume würden nur zu Frust führen, da in solchen Zeiträumen aufgrund der schlechten Lagerbedingungen empfindliche Lebensmittel mit hoher Wahrscheinlichkeit verderben. Dennoch wünschen wir uns natürlich auch im Hinblick auf den Proviantvorrat an Bord größtmögliche Freiheit. Schließlich sollte der Törnverlauf nicht vom Vorhandensein einer Einkaufsmöglichkeit am Tagesziel abhängen, sondern sich nach dem Wind und den Interessen der Crew richten. Eine wohlschmeckende, länger haltbare Reserve für die Mahlzeiten eines weiteren Segeltags ohne Einkaufsmöglichkeit sollten Kühlschrank, Brotschapp und Weinregal daher in jedem Fall hergeben.
Für die Gerichte, die zur Mittagszeit serviert werden sollen, ist darüber hinaus zu bedenken, dass wir manchmal auch während dieser Stunden segelnd unterwegs sind und die Gerichte bei Krängung oder etwas Seegang unter Deck zubereitet werden müssen.
Aus diesen Gedanken lässt sich für den ersten Provianteinkauf im Starthafen bereits eine Menge ableiten. Zunächst sollte natürlich die grobe Linie mit der ganzen Crew besprochen werden: Gibt es bestimmte Vorlieben oder Abneigungen? Möchte man gern häufig in den lokalen Restaurants essen oder lieber selbst an Bord kochen und essen? Wie sehen die Einkaufsmöglichkeiten an den ersten Zwischenzielen des Törns aus?
Auf der Informationsgrundlage kann die „Einkaufscrew“ Proviant für 2 bis 3 Tage zuzüglich einer Reserve für 1 oder 2 Tage besorgen. Damit nichts vergessen wird, sind Einkaufslisten mit Mengenangaben zu den einzelnen Lebensmitteln sicher hilfreich. Möchten Sie jedoch lieber spontan vor Ort entscheiden, was in den Einkaufswagen kommt und dabei mit der Vielzahl der zu kaufenden Artikel nicht durcheinander geraten, dann hilft es, wenn sich je ein Mitglied der Einkaufscrew auf eine Mahlzeit konzentriert und die dazu gehörenden Lebensmittel besorgt. Alles was Sie für 3 x Frühstück, 3 x (leicht zuzubereitendes) Mittagessen und für 3 x Abendessen brauchen, wird von je einem Crewmitglied in einen Einkaufswagen gepackt. Anschließend noch an die Vorräte für eine 1-2 tägige Reserve denken. In der Regel wird es sich dabei um gut haltbare Lebensmittel und/oder um Konserven handeln. Dabei muss es sich beileibe nicht um die obligatorischen Spaghetti mit Tomaten-und-was-sonst-noch-so-übrigblieb-Soße handeln. Tolle Anregungen gibt es in den vielfältigen Internet Rezeptsammlungen für den Bordgebrauch. Hier zwei Vorschläge: www.bordrezepte-segeln.de oder www.dieseekocht.com.
Es bleiben noch die Themen „Snacks für zwischendurch“ und „Getränke“.
Gerade die Snacks sind erfahrungsgemäß ein schöner Beitrag zur guten Stimmung an Bord. Ein paar Kekse oder ein Stück Schokolade gehen natürlich immer. Noch besser, wenn es zwischendurch aufgeschnittenes Obst gibt. Hinweise zum Bunkern von Obst an Bord finden Sie in unserem Blogartikel „Obst bunkern an Bord„. Je nach Tageszeit und Vorlieben in der Crew haben sich auch einige Vertreter der spanischen Tapas als Snack bewährt: Oliven, Käse, aufgeschnittene Salami, halbgetrocknete Tomaten, aufgeschnittene Paprika und ein wenig Brot lassen sich leicht und schnell unter Deck zubereiten und in hohen Schüsseln (damit bei Krängung nichts herausfällt) im Cockpit servieren.
Im Gegensatz zu den essbaren Vorräten können die Getränke im Starthafen bereits für den ganzen Charterzeitraum gekauft werden. Einerseits verderben sie nicht. Andererseits haben Sie voraussichtlich im Starthafen die besten Möglichkeiten, auch schwere Teile des Proviants an Bord zu schaffen. Häufig wird von den lokalen Supermärkten die Ware an den Steg geliefert, meistens stehen in den Marinas Handkarren für den Transport über den Steg zur Verfügung.
An Wasser benötigen Sie mindestens 1,5 L pro Person pro Tag. Darüber hinaus benötigen Sie noch weitere ein bis zwei Liter pro Tag für die Zubereitung von Tee oder Kaffee. Ebenfalls in erster Linie für das Frühstück dürfen Milch und Fruchtsäfte nicht fehlen. Man kann die Getränke übrigens prima in der Bilge lagern. Dort bleiben sie kühl. Die weiteren Flüssigvorräte wie Bier, Wein und Spirituosen richten sich natürlich ganz nach Geschmack und Vorlieben in der Crew. Im Hinblick auf das Bier hat es sich bewährt, auf Glasflaschen zu verzichten. Zu leicht fällt mal etwas herunter und gibt Glasbruch. Scherben im Cockpit stellen jedoch eine echte Verletzungsgefahr dar, die sich durch die Verwendung von Getränkedosen vermeiden lässt.
Natürlich entwickeln sich die Serviceangebote in den Marinas stetig weiter. An vielen Starthäfen gibt es mittlerweile Supermärkte, in denen Sie Ihren Proviant Tage vor Ihrem Törnbeginn online oder per elektronischer Einkaufsliste ordern können. Die Vorräte werden an Bord geliefert und können vor Ort bezahlt werden.