Teile diesen Beitrag "Lesespaß an Bord: 3 Buchtipps für den Sommer"
Sommerzeit ist, auch, Lesezeit. Und fast nirgends kann man besser lesen, als an Bord. Detlef Jens von Literaturboot.de hat bei Scansail drei ganz unterschiedliche „Sommerbücher“ für Sie herausgesucht, welche für reichlich Lesespaß auf ihrem Yachtcharter sorgen werden.
Antonio Tabucchi: Reisen und andere Reisen
Dies ist, obwohl es so heißt und von vielen verschiedenen Orten handelt, kein Reisebuch im klassischen Sinn; es geht hier eher um die Reise oder um das Leben an sich. Es ist auch kein maritimes, oder gar Segelbuch, obwohl auch in einem sehr schönen Kapitel das unter Langfahrtseglern bekannte „Cafe Sport“ auf Horta beschrieben wird: „Wenn Sie hier landen, besitzen Sie entweder eine schöne Yacht, die es Ihnen erlaubt, den Atlantik zu überqueren; oder Sie sind ein einsamer Segler, der vielleicht keine Luxusyacht besitzt, aber dennoch privilegiert ist, da die Segel Ihres Lebens vom Wind der Freiheit gefüllt werden.“
Aber ich möchte Sie hier nicht in die Irre führen, denn wie gesagt, es geht vordergründig nicht ums Segeln oder die Seefahrt, obwohl letztere in der Geschichte der Menschheit und in der Kultur natürlich immer eine große Rolle spielt. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass der Autor Antonio Tabucchi in seinem Vorwort, welches dieses Buch besser als jede Rezension es könnte zusammenfasst und gleichzeitig empfiehlt, in seinen Bildern selber auf die See hinausgezogen wird.
„Diese Texte, die bei den verschiedensten Gelegenheiten entstanden sind, immer anlässlich von Reisen, wobei ich die Reisen nie unternommen habe, um darüber zu schreiben, trieben wie Inseln in einem schwimmenden Archipel: Sie sind an den verschiedensten Stellen erschienen, im In- und Ausland, nahezu ohne Zugehörigkeit oder Identität, Treibgut. Sie zu sammeln war, als würde ich daraus ein Floß bauen, ein Schiff, ein Kanu; ich habe die Risse an ihrem Kiel abgedichtet, und die Strömungen, denen sie ausgesetzt waren, in eine gemeinsame Richtung gelenkt, damit sie ihre Fahrt als Buch fortsetzen konnten.“
Es ist sicherlich kein Zufall, dass beim Reisen auch immer wieder maritime Bilder bemüht werden. Dieses Buch jedenfalls ist eine wunderbare Sommer-Bord-Lektüre.
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Wolfram Fleischhauer: Das Meer
Ein klassischer „Pageturner“, ein echter Thriller mit realem Hintergrund. Es geht um illegale und weltweit mafiös organisierte Raubfischerei; die ganz offenbar in einem erschreckenden Ausmaß stattfindet. Man mag es sich gar nicht vorstellen. Die Politik hat dem offenbar rein gar nichts entgegen zu setzen. In Brüssel übrigens kennt sich der Autor aus, ist er doch im Hauptberuf dort Dolmetscher und Übersetzer im Hauptquartier der EU. Das also ist das große Thema: Was macht die Menschheit mit unserer Welt. Und warum macht sie es.
Dann wäre da die eigentliche, sehr dramatusche und spannende Story. Ragna, die Tochter eines zynischen Cheflobbyisten, ist Meeresbiologin, vor allem aber eine sehr extremistische und militante Öko-Aktivistin; man könnte auch sagen: Öko-Terroristin. Allerdings wird auch dies in diesem Buch deutlich: Da die schwerfällige und zahnlose Politik so gut wie gar nichts ausrichten kann, scheinen tatsächlich solche extremen Aktionen wie hier geplant die einzigen Maßnahmen zu sein, die überhaupt noch etwas ausrichten.
Da wäre zunächst Teresa, die als Fischereibeauftragte auf einem spanischen Fischfangschiff mitfährt – offiziell, um die Einhaltung der EU-Quoten und Vorschriften zu überwachen. Was an sich schon ein „Mords“-Job ist, denn tatsächlich kam es schon mehrfach vor, dass solche Beobachter auf hoher See verschwanden. Über Bord gefallen, vielleicht, wer weiß es schon genau. Die Crew hält zusammen, Zeugen gibt es keine. Doch Teresa hat noch eine zweite, geheime Agenda, im Auftrag der radikalen Umwelttruppe von Ragna. Doch dann verschwindet sie, ihr Geliebter John Render von der zuständigen EU-Behörde in Brüssel ist natürlich entsetzt.
Dann ist da noch Ragnas Vater, mit sie schon seit Jahren kein Wort mehr gewechselt hat, und der Dolmetscher Adrian an, der vor vielen Jahren eine leidenschaftliche Affäre mit ihr gehabt hatte. „Drei Männer auf einer verzweifelten Suche, zwei Frauen in Todesgefahr – und zwischen ihnen der brutale Apparat der globalen Fischereimafia, eine gleichgültige Öffentlichkeit und eine handlungsunfähige Politik: Wolfram Fleischhauer entwirft ein erschreckend realistisches Katastrophenszenario und erzählt zugleich von den Grenzen der Liebe und unserer Sehnsucht nach einem neuen Umgang mit der Natur.“ Das schreibt der Verlag und dem kann ich nichts weiter hinzufügen. Ein tolles, ein vor allem wirklich spannendes und leider auch erschütterndes Buch.
Lucio Galletto und David Dale: Entlang der Küsten
Das Entspannungs- und Genießerbuch, vor allem für alle Mittelmeer-Fans. „Entlang der Küste“ – für Segler und Seefahrer ist diese Entscheidung zwiespältig, denn gerne segelt man auch mal hi aus über das offene Meer. Doch neben den bekannten Gefahren halten die Küsten, zumal die hier behandelten des westlichen Mittelmeeres, viele Reize parat. Auch und gerade kulinarische. Darum geht es in diesem schönen Buch, das Entdecken und Verstehen der lokalen Spezialitäten dieser Regionen. Kennen wir alles? Mag sein. Aber kennen wir es auch wirklich?
Es macht Spaß, die mediterrane Küstenküche in diesem Buch neu zu entdecken, dank der kurzweilig geschriebenen Texte und auch der vielen Fotos. Es macht Lust, sich (wieder einmal) auf die Reise zu begeben, auf einen Törn eben entlang dieser reizvollen Küsten. Ein Buch also, dass auch auf keiner in dieser Gegend segelnden Yacht fehlen sollte, oder aber ein Appetitmacher für die nächste Reise dorthin. Auf geht’s!
Noch viel mehr Buchtipps und Geschichten rund um maritime Bücher finden Sie auf www.literaturboot.de – darunter auch die Bücher über das Leben an Bord verschiedener Schiffe: „Land’s End“ und „Hafenjahre“. Wir wünschen einen wunderbaren Lesesommer!