Teile diesen Beitrag "Manövertipps für Segler – Ankern Teil 2"
Lesen Sie hier Teil 2 unserer dreiteiligen Serie „Manövertipps für Segler – Ankern“ u.a. mit der Wahl des Ankerplatzes und dem Ausbringen der Landfeste.
Wann bringe ich beim Ankern eine Landleine aus?
In vielen Mittelmeerdestinationen, insbesondere in der Türkei oder bei einer Yachtcharter in Kroatien sieht man oft Yachten vor Anker liegen, die zusätzlich noch eine Landfeste oder Landleine ausgebracht haben. Hintergrund dieser Methode ist das oft steile Abfallen des Untergrundes in den Ankerbuchten. Auf sehr abschüssigem Grund ist die Haltekraft eines Ankers stark eingeschränkt, wenn die Yacht mit dem Heck seewärts zeigt. Mit der Landfeste wird die Yacht in der Ankerbucht jedoch mit dem Heck in Richtung Land gehalten. Vom Anker aus folgt die Kette in Ihrem Verlauf dabei dem ansteigenden Profil des Seebodens nach oben, was die Haltekraft des Ankergeschirrs erheblich erhöht. Zusätzlicher Vorteil dieses Manövers ist der Umstand, dass die Landfeste den Schwojekreis der verankerten Yacht stark einschränkt. Grundsätzlich gilt nämlich, dass nicht der statische Winddruck für das Halten des Ankers der kritische Faktor ist, sondern die Bewegungsenergie und die dynamischen Belastungen beim Schwojen. Wird das Schwojen durch eine Landfeste auf ein Minimum reduziert, dann wirken von vornherein nur geringe dynamische Zuglasten auf das Ankergeschirr.
Die Wahl des Ankerplatzes
Wenn Sie für die Nacht in der Bucht oder für den fröhlichen Badestopp Ankern möchten und zusätzlich eine Landfeste ausbringen wollen, dann prüfen Sie zunächst den Ankerplatz (Tiefe, mögliche Felsen -auch unter Wasser- in der Nähe des Ufers, Beschaffenheit des Ankergrundes). Wichtig ist an dieser Stelle daran zu denken, dass das Wasser an Ihrem Liegeplatz in Ufernähe auch für Ihr Ruderblatt ausreichend tief sein muss.
Das Ausbringen der Landfeste
Machen Sie anschließend ihr Beiboot klar und hieven es außenbords. Hinein gehören Paddel, oder gegebenenfalls der Außenborder, die Landleine und eventuell einige Fender. Bitte achten Sie darauf, dass das Crewmitglied, welches die Leine an einem Felsen festmachen soll Schuhe oder wenigstens Sandalen trägt. Oft sind die Felsen in Ufernähe scharfkantig. Ohne Schuhe drohen hier Verletzungen. Mit dem Dinghy wird die Landleine dann ans Ufer gebracht und dort an einem Felsen (bitte nicht an Bäumen oder Büschen) festgemacht. Sofern Sie vorhaben, zwei Landleinen zu setzen, beginnen Sie mit der luvwärtigen. Das Beiboot soll anschließend mit dem freien Leinenende zum späteren Liegeplatz der Yacht kommen. Da viele der langen Leinen, die als Landfesten eingesetzt werden können, im Wasser untergehen und dadurch das Dinghy bremsen hat es sich als praktisch erwiesen, einige Fender an der Landleine als „Aufschwimmhilfe“ anzubringen.
Das Ankermanöver
Nun fahren Sie mit der Yacht das Ankermanöver mit dem Heck langsam auf das Ufer zu. Platzieren Sie den Anker an der von Ihnen vorgesehenen, geeigneten Stelle, die frei sein sollte von Verunreinigungen oder Bewuchs. Nachdem Sie den Anker eingefahren haben nehmen Sie die Landleine von Ihrem Crewmitglied im Dinghy entgegen und belegen Sie sie auf der Heckklampe. Falls erforderlich können Sie anschließend mit Hilfe des Beibootes noch eine leewärtige Landleine anbringen.
Alternativ zu dem beschriebenem Vorgehen können Sie Ihre Landleine nach dem Einfahren des Ankers auch von einem Schwimmer ans Ufer bringen lassen. Die Methode mit dem Schwimmer hat jedoch Nachteile und Risiken. Zunächst brauchen Sie dafür natürlich Badetemperaturen. Darüber hinaus kommt das schwimmende Crewmitglied wegen des Gewichts der Landleine im Wasser kaum voran. Hier mag es helfen, wenn der Schwimmer statt der dicken Landleine zunächst eine dünne Leine mitnimmt, mit der er sich die eigentliche Landleine heranzieht, wenn er am Ufer angekommen ist. Last but not least sollte das Crewmitglied, das die Leine an einem Felsen festmacht, auch Schuhe an den Füssen haben, um sich nicht zu verletzen. Die jedoch stören beim Schwimmen.
Der etwas größere Aufwand bei der Dinghy-Methode durch das Ausbringen des Beibootes rechtfertigt sich übrigens allein schon deswegen, weil Sie den Tender für den Landgang ohnehin benötigen.